Im Innern des Kosmos

Gedanken zur philosophischen Tragweite der Black-Hole-Universe-Theorie

„Das Erhabene ist nicht das Ferne, sondern das Unsichtbare im Nächsten.“ — Friedrich Hölderlin

Wenn die Theorie des Kosmologen Enrique Gaztañaga recht behält, leben wir nicht in einem neutralen, weiten Universum, das sich aus einem plötzlichen Urknall heraus entfaltet hat, sondern in einer kühnen Rekonstruktion: Unser Kosmos ist das Innere eines Schwarzen Lochs, entstanden aus dem Kollaps eines gigantischen Vorläuferuniversums. Diese Idee ist mehr als eine neue physikalische Hypothese. Sie ist eine Herausforderung an unser Selbstverständnis, eine Revision unseres metaphysischen Horizonts. Und sie verlangt nach einer philosophischen Einordnung. Weiterlesen

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Die Moralelite

Bemerkungen über das Shitbürgertum (Ulf Poschardt) als Spätphänomen unserer Zeit

Die Gleichheit im Anderssein

Alle wollen anders sein und sind damit, wie durch eine ironische Volte der Geschichte, gleich wie nie. Individualität ist zur Konvention geworden, Distinktion zum kollektiven Reflex. Inmitten dieser paradoxen Selbstinszenierung erscheint eine soziale Formation, die sich durch besonders fein austarierte Abweichung von der Masse definiert und dabei deren weichgezeichnetes Spiegelbild bleibt. Ulf Poschardt nennt sie das Shitbürgertum. Weiterlesen

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Spurlos auf hoher See

Wenn Menschen während Kreuzfahrten verschwinden

Ein Kreuzfahrtschiff gleitet durch das ruhige Blau des Ozeans. An Bord: Musik, Lachen, das Klirren von Gläsern. Doch unter dieser heiteren Oberfläche schlummert ein Phänomen, das so mysteriös wie beunruhigend ist: Menschen verschwinden auf hoher See. Spurlos. Ohne Zeugen. Ohne Erklärung.

Jahr für Jahr werden Hunderte solcher Fälle weltweit registriert. Einige werden aufgeklärt, viele bleiben für immer ein Rätsel. Wer sind diese Menschen, die nie wieder in ihre Kabinen zurückkehren? Was sind die Mechanismen, die ein Verschwinden möglich machen? Und was geschieht auf jenen schwimmenden Mini-Städten, wenn das Licht der Öffentlichkeit erlischt? Weiterlesen

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Nostradamus – Seher oder Warner?

Leben, Werk und Zeit

Michel de Nostredame, besser bekannt unter dem latinisierten Namen Nostradamus, wurde am 14. Dezember 1503 in Saint-Rémy-de-Provence im Süden Frankreichs geboren. Er entstammte einer jüdischen Familie, die zum Katholizismus konvertierte, was in einer Zeit zunehmender religiöser Spannungen in Europa keine Seltenheit war. Nostradamus lebte in einer Epoche des Umbruchs: Das 16. Jahrhundert war geprägt von der Reformation, den beginnenden Religionskriegen, der Renaissance mit ihrem Wiederaufleben antiken Wissens sowie der allmählichen Emanzipation der Wissenschaft von kirchlicher Autorität. Weiterlesen

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Täuschend echt – Bildethik im KI-Zeitalter

Gedanken über die Auflösung der visuellen Wirklichkeit und die Verantwortung im Umgang mit künstlich erzeugten Bildern.

I. Die neue Unsicherheit der Bilder

Noch vor wenigen Jahrzehnten galt das fotografische Bild als zuverlässiges Dokument der Wirklichkeit. Auch wenn man wusste, dass Perspektive und Ausschnitt Einfluss nehmen, blieb das Grundvertrauen bestehen: „Was auf dem Bild zu sehen ist, ist auch geschehen‟. Mit dem Siegeszug digitaler Bildbearbeitung begann dieses Vertrauen zu erodieren. Doch erst mit der Verbreitung von KI-generierten Bildern ist eine neue Stufe der Verunsicherung erreicht. Nun gibt es Bilder, die keinen Bezug mehr zur Realität haben, sondern eine Realität imitieren, täuschend echt und algorithmisch erzeugt. Weiterlesen

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Die Dialektik der Macht

Vom Hass auf Könige zum Wunsch, selbst König zu sein

I. Das Paradoxon der Macht

Der Kalfaterersmaat Cornelius Hickey hasste Könige und Königinnen. Für ihn waren sie alle blutsaugende Schmarotzer am Allerwertesten des Staatskörpers. Doch er stellte fest, dass es ihm durchaus behagte, selbst König zu sein.” (Dan Simmons, Terror)

In diesem kurzen Satz offenbart sich ein fundamentales Paradoxon der menschlichen Natur: die gleichzeitige Verachtung bestehender Machtstrukturen und die heimliche Sehnsucht, selbst Macht auszuüben. Cornelius Hickey, ein einfacher Kalfaterersmaat, also ein Handwerker niedrigen Ranges auf einem Schiff, dessen Aufgabe es ist, Ritzen und Spalten abzudichten, verkörpert diesen Widerspruch in seiner reinsten Form. Seine vulgäre Ablehnung der Monarchie („blutsaugende Schmarotzer am Allerwertesten des Staatskörpers“) steht in scharfem Kontrast zu seiner eigenen Entdeckung, dass ihm die Position des Herrschers durchaus zusagt. Weiterlesen

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Der „Wertewesten“

Von der Freiheit, sich selbst zu demontieren

Man muss sich den Westen heute als eine Gesellschaft vorstellen, die sich beim Zerlegen ihrer Fundamente mit der Grazie eines IKEA-Kunden beim Aufbau eines Bücherregals verhält: euphorisch, planlos und am Ende bleibt ein Bein übrig. Weiterlesen

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Gedanken zur deutschen „Kriegsertüchtigung“

„Wenn du Frieden willst, bereite den Krieg vor“ – dieser alte römische Grundsatz hat über Jahrhunderte hinweg die Außenpolitik vieler Staaten geprägt. Doch hinter manchen kriegerischen Auseinandersetzungen und außenpolitischen Aggressionen verbirgt sich ein weitaus zynischeres Kalkül: Die bewusste Ablenkung von innenpolitischen Missständen und Krisen durch die Schaffung eines äußeren Feindes. Die These, dass Regierungen, die innenpolitisch versagen, dazu neigen, außenpolitisch zu agieren und Kriege anzuzetteln, ist ein wiederkehrendes Muster in der Weltgeschichte, das einer tieferen Betrachtung bedarf. Weiterlesen

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Erkenntnis ohne Erlösung

Zur Tragik der durchschauten Neurose

Das war das kleine, schmutzige Geheimnis der Psychiatrie: Man konnte seine eigene Neurose, seine eigene Zwanghaftigkeit und seine eigenen Fetische durchschauen, ihren Ursprung erkennen, ohne dass es einem half, sich davon zu befreien.“ (Giles Blunt, Kanadische Nächte)

In diesem Satz offenbart sich eine bittere Wahrheit über das Wesen der Selbsterkenntnis: Sie ist kein Allheilmittel. Die Vorstellung, dass Einsicht Heilung bringe, entstammt einem aufklärerischen Ideal, das Wissen mit Fortschritt, mit Besserung, ja mit Erlösung gleichsetzt. Doch die menschliche Psyche ist kein rationaler Apparat, der sich durch bloße Analyse umprogrammieren lässt. Vielmehr gleicht sie einem Labyrinth aus Erinnerungen, Affekten, unbewussten Loyalitäten und körperlich verankerten Mustern, das sich nicht einfach durch den Lichtkegel des Verstehens auflösen lässt. Weiterlesen

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Zwischen Archetyp und Ätherleib

Wege zur Erforschung des Bewusstseins: Ein Vergleich der Theorien von Carl Gustav Jung und Rudolf Steine

Einleitung

Das frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit tiefgreifender Umbrüche und intellektueller Gärung, in der traditionelle Weltbilder herausgefordert und neue Wege zum Verständnis des Menschen und seiner Stellung im Kosmos gesucht wurden. In diesem fruchtbaren Umfeld traten zwei außergewöhnliche Denker hervor, deren Ideen bis heute nachwirken: der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung (1875-1961) und der österreichische Philosoph und Esoteriker Rudolf Steiner (1861-1925). Obwohl sie aus unterschiedlichen Disziplinen kamen und unterschiedliche methodische Wege beschritten – Jung als Begründer der analytischen Psychologie, Steiner als Schöpfer der Anthroposophie –, teilten sie ein tiefes Interesse an den verborgenen Dimensionen der menschlichen Psyche, der Natur der Spiritualität und der Entwicklung des Bewusstseins. Weiterlesen

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