Buchkritik -- Reuth/Lachmann -- Das erste Leben der Angela M.

Umschlagfoto, Das erste Leben der Angela M., InKulturA Es gibt Biographien, die machen den aufmerksamen Beobachter des politischen Zeitgeistes nicht nur sprachlos, sondern auch wütend und hinterlassen beim Leser und mündigen, politisch interessierten Bürger schiere Verzweiflung angesichts des amtierenden politischen Personals dieser Republik.

Warum gelingt manchen Personen, die über keine nennenswerten, keine offensichtlichen und keine herausragenden Fähigkeiten verfügen, trotzdem der Aufstieg in die höchsten Ämter der Bundesrepublik? Dass es sich bei der überwiegenden Mehrheit der politischen Elite unseres Landes bestenfalls um intelektuelles Mittelmaß handelt, dürfte inzwischen auch dem wohlmeinendsten Bürger klargeworden sein.

Es stellt sich immer mehr heraus, das die Demokratie einen ihrer größten Schwachpunkte dahingehend besitzt, dass es nicht immer die Besten, die Fähigsten und die Klügsten sind, die an die Schaltstellen der Macht gelangen. Ein Blick auf die politischen Karrieren z. B. grüner Politiker trotz mangelnder Ausbildung oder gar fehlender Studienabschlüsse sagt viel über den Zustand unseres Staates aus.

Das es jedoch auch gelingen kann, mit einer zweifelhaften politischen Vergangenheit sogar das höchste deutsche Regierungsamt zu erlangen, beweist die politische Laufbahn der amtierenden deutschen Bundeskanzlerin, Angela Merkel. Es ist dem Verlauf der jüngeren Geschichte Deutschlands geschuldet, dass im Verlauf der politischen Vereinigung des Landes Karrieren stattfanden, die sich durch eine bemerkenswerte Wendigkeit im Wechsel politischer Ideologien auszeichneten.

Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann haben sich in ihrem Buch "Das erste Leben der Angela M." ausführlich mit dem ost-sozialisierten Werdegang der heutigen Bundeskanzlerin beschäftigt. Wer aufregend Neues oder Kompromittierendes erwartet hatte, der wird enttäuscht. Und doch ist es eine überaus aufschlussreiche Lektüre bezüglich der Karriere einer "Mittelmäßigen", die eine rasante politische Entwicklung genommen hat.

Natürlich war Angela Merkel, entgegen ihrer eigenen Aussage, stramm auf Linie des DDR Sozialismus. Ihre Ausbildung, ihr Studium und ihre wissenschaftliche Karriere wäre ohne die politische Linientreue der Familie Merkel nicht möglich gewesen. Für jemand, der sich noch während der Wende im Jahr 1989 zu einen demokratischen Sozialismus bekannte, nahm Angela Merkel kurz danach das ideologische "Bäumchen wechsle Dich" Spiel gekonnt in Angriff.

Weiter kann der Leser staunend zur Kenntnis nehmen, wie z. B. ein Wolfgang Schäuble das Gutachten der Stasi-Unterlagenbehörde, welches unumstößlich dokumentiert, dass Lothar de Maizière ein bedeutender IM im Bereich der Kirche gewesen war, kurzerhand frisierte. Nach der Lesart Schäubles galt fortan de Maizière als unschuldig. Die beiden Gutachter der Stasi-Unterlagenbehörde dagegen wurden gefeuert. Durch wen? Natürlich ebenfalls von einem aus der Riege der DDR-Seilschaften, dem heute so gefeierten Bundespräsidenten Joachim Gauck. Wahrheit ist halt eben nur das, was ins jeweilige politische Raster passt.

Wer das Buch des beiden Autoren Reuth und Lachmann liest, der hat keine Frage mehr bezüglich derjenigen, die unser Land heute in den Abgrund führen. Wessen politische Karriere auf Manipulation beruht, Angela Merkel ist, so Reuth und Lachmann, 1990 mit zweifelhaften Methoden zur Abgeordneten für den Wahlkreis Stralsund-Rügen-Grimmen in den deutschen Bundestag gewählt worden, der ist eigentlich für ein leitendes politisches Amt auf Dauer desavouiert. Dass solche Karrieren trotzdem möglich sind, sagt viel aus, über den Zustand der Republik.

Angela Merkel war, entgegen ihrer eigenen Aussagen, während ihrer DDR-Zeit nicht fern der Politik. Sie war keine Mitläuferin, sondern mitten drin - in der Freien Deutschen Jugend und in der Betriebsgewerkschaft - als Funktionärin. Noch zu Wendezeiten vertrat sie die politische Meinung des von Moskau gesteuerten Demokratischen Aufbruch, der einen demokratischen Sozialismus in einer eigenständigen DDR forderte.

Angela Merkel, eigentlich eine Frau ohne Eigenschaften, verfügt einzig über einen gnadenlosen Opportunismus, der jeden, der ihre sinnfreien politischen Kehrtwendungen verfolgt hat, sprachlos und wütend zurück lässt. Dass ausgerechnet diese Frau Bundeskanzlerin geworden ist, lässt einen tiefen Blick in die Abgründe der politischen Elite unseres Landes zu.




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