Buchkritik -- Dirk Bernemann -- Die Zukunft ist schön

Umschlagfoto, Dirk Bernemann, Die Zukunft ist schön, InKulturA Der Mann hat vielleicht einen guten Schlaf. Eines Abends legt er sich ins Bett und wacht erst 113 Jahre später in einer Welt wieder auf, die sich sehr verändert hat. Nichts ist mehr so, wie er es gewohnt war zu sehen.

Frank Faust, so der Name des unfreiwilligen Langschläfers, ist in seiner Zeit ein privilegierter und reicher Schnösel, der sich wohlig damit abgefunden hat, dass er zu denjenigen gehört, die sich um ihre materielle Existenz keine Gedanken machen müssen. Aus einer Familie stammend, die es seit Generationen verstanden hat ihr Kapital zu vermehren, kennt er ausschließlich die Sonnenseite des Lebens.

Nach seinem Erwachen muss er feststellen, dass genau das eingetreten ist, was er und seine damaligen Zeitgenossen immer für unmöglich gehalten haben: Die Menschen haben sich verändert und damit hat auch die Gesellschaft eine Wandlung erfahren.

Soziale Unterschiede sind verschwunden, der Kapitalismus beseitigt, Geld- und Zinswirtschaft gehören der Vergangenheit an und die Umwelt ist wieder sauber. Die Menschheit lebt friedlich vereint in einer Welt, die es geschafft hat, die Ungerechtigkeit abzuschaffen.

Es ist ein Schock für Frank zu sehen, wie sehr sich die Verhältnisse von denen unterscheiden, die er kannte. Dr. Anoka, seine mentaler Beistand in der schönen, neuen Welt, gibt sich jede erdenkliche Mühe, ihn mit den neuen gesellschaftlichen und sozialen Spielregeln vertraut zu machen.

Das ist nicht leicht, denn alles, an das der Zyniker Frank bisher geglaubt hat, existiert nicht mehr. Die Politik und damit auch die politische Klasse wurde in Unehren entlassen. Die Ausbeutung der Menschen ist beendet und es gibt keine Klasse von reichen Parasiten mehr, die aus der Arbeit von anderen Menschen ihren Gewinn erzielen.

Langsam wird auch Frank bewusst, wie ausbeuterisch und wie unmoralisch sein ehemaliges Leben gewesen ist. Vor seinen staunenden Augen entfaltet sich eine Welt, in der anscheinend die destruktiven Triebe des Menschen gezähmt oder gar ausgerottet sind.

"Die Zukunft ist schön" von Dirk Bernemann ist ein Zukunftsroman, der eine Eutopie beschreibt, die wohl möglich wäre, die jedoch wegen der menschlich, all zu menschlichen Fehler und Schwächen wohl niemals realisiert werden wird.

Sie könnte so schön sein, diese Zukunft, wenn doch nur der Mensch ein anderer wäre. Doch bei allen positiven Entwicklungen die Frank zur Kenntnis nimmt und die ihm von Dr. Anoka immer wieder geduldig erklärt werden, bleibt doch beim Leser trotz aller Wendungen zum Guten, Besseren und Gerechteren ein unbestimmtes Gefühl der Leere zurück, das auch Ines, die Tochter von Dr. Anoka spürt.

Es ist eine langweilige Welt, in der Frank jetzt lebt. Die Menschen, denen er begegnet, haben ein steriles Ikea-Lächeln im Gesicht und ob es noch so etwas wie starke Gefühle gibt, ist zu bezweifeln. Ines spürt die Leere, die in dieser, fraglos guten und friedlichen Welt, existiert. Es wäre spannend zu erfahren, was nach weiteren 113 Jahren Tiefschlaf geschehen wäre.




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Veröffentlicht am 2. Mai 2014