Buchkritik -- Horst Bredekamp -- Der Bildakt

Umschlagfoto, Horst Bredekamp, Der Bildakt, InKulturA Bilder üben auf uns, ob wir das wollen oder nicht, eine Wirkung aus. Freilich nicht alle, denn die Bilderflut der modernen Welt überlastet den Menschen in einem noch vor wenigen Jahrzehnten unbekannten Ausmaß. Doch es gibt die Ausnahmen, die, wenn wir sie betrachten, eine Resonanz erzeugen, der wir ausgeliefert sind. In diesen Augenblicken sind wir versucht zu sagen, dass das uns bewegende Bild ein Eigenleben besitzt, das versucht, mit uns unmittelbar in Kontakt zu treten, uns geradezu hineinzuziehen in seinen Wirkungskreis.

Bereits 2010 unter dem Titel "Theorie des Bildakts" als Bredekamps Frankfurter Adorno-Vorlesungen veröffentlicht, liegt jetzt mit "Der Bildakt" eine erweiterte Neufassung vor, in der dieser Moment des Ergriffenseins analysiert wird, der mit diese Aktion ihre jeweils eigene Realität schafft.

In seiner groß angelegten Untersuchung zeigt der Autor mit vielen Beispielen die lange Geschichte, wie die Menschen seit über 40.000 Jahren Artefakte beseelen und ihnen damit eine Eigenwirkung zusprechen. Bredekamp definiert die "Zone des Bildakts" als "[...]eine Sphäre, welche die Unterscheidung zwischen Betrachten und Handeln, Leben und Anorganik erschwert." Das ist in Zeiten materialistischer Weltauffassung eine, gelinde gesagt, mutige Position, mit der der Autor die wissenschaftliche Gemeinde provoziert.

Doch, man glaubt es kaum, der Aufschrei ist ausgeblieben. Mag es der Radikalität des Bredekamp`schen Ansatzes geschuldet sein, oder dessen, hätte der Autor dann Recht, dramatischen Implikationen, die veröffentlichten Kenntnisnahmen des Werkes halten sich in überschaubaren Größenordnungen. Dabei ist das, was der Autor untersucht, Bredekamp spricht vom "beseelte(n) Gegenüber", geradezu dafür prädestiniert, gängige Topoi - nicht nur - der Kunstwissenschaft ins Wanken zu bringen.




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Veröffentlicht am 20. Februar 2016