Buchkritik -- Maude Barlow/Tony Clarke -- Blaues Gold

Umschlagfoto  -- Maude Barlow/Tony Clarke  --  Blaues Gold Fachleute und Forscher sind sich darüber im klaren, daß die Kriege der Zukunft unter anderem wegen der drohenden Wasserknappheit auf unserem Planeten geführt werden. Schon heute ist in vielen Gegenden der Erde keine allgemeiner Zugang zu sauberem Wasser gewährleistet. Der verschwenderische Umgang mit der Ressource Wasser führt zu einem drastischen Rückgang der Vorräte. Wasser wird schneller verbraucht, als es sich auf natürlichem Weg regenerieren könnte. Ökologische Belastungen durch Industrie- und Landwirtschaftsabfälle tun ihr übriges dazu, daß weltweit die Wasserressourcen unwiederbringlich schwinden.

Maude Barlow und Tony Clarke beschreiben in ihrem Buch Blaues Gold die Versuche der Industrie, sich die globalen Reserven zu Nutze, sprich zu Geld zu machen. Wasser ist in ihren Augen keine natürliche Ressource mehr, die allen Menschen ungehindert zur Verfügung stehen muß, sondern in ihren Bilanzen wird der lebensnotwendige Rohstoff zu einem Posten in der Umsatzkalkulation. Wasser ist für sie eine Handelsware, deren Preis von den Mechanismen des Marktes bestimmt werden soll. Was das bedeuten würde, liegt auf der Hand. Wer Geld hat, bekommt die Ware Wasser, wer kein Geld hat, der muß dursten.

Die Autoren dieses aufrüttelnden Buches legen im ersten Teil den aktuellen Zustand unseres Planeten dar. Die Wüsten sind auf dem Vormarsch, Feuchtgebiete werden vernichtet, ökologisch unsinnige Großprojekte wie z. b. der Bau von Staudämmen, zerstören die gewachsenen Fluß- und Stromlandschaften und führen nur vordergründig zu höheren Erträgen in der Landwirtschaft. Wasserintensive Formen der Landwirtschaft tragen genauso wie der verschwenderische Wasserumgang der Industrie und der stetig steigende pro Kopf Verbrauch des Menschen dazu bei, daß die Ressource Wasser immer knapper wird.

Als ob der aktuelle Zustand noch nicht schlimm genug wäre, zeigen Barlow und Clarke in ihrem zweiten Teil die Versuche von global operierenden Konzernen, die Verfügungsgewalt über das Wasser zu erlangen. Unter dem Vorwand der Privatisierung und Verbesserung erwerben sie von den immer hilfloser agierenden Staaten die Rechte zur Verwertung der Ware Wasser. Von einer für alle, Tier, Mensch und Pflanzen lebensnotwendigen Ressource hin zu einer sich den Gesetzen des Marktes zu unterwerfenden Ware, aus der sich ein heute noch unglaublicher Gewinn bei minimalstem Einsatz erzielen läßt. Natürlich auf Kosten der Bürger, die in Zukunft immer tiefer in die Tache greifen dürfen, um mit sauberem Wasser versorgt zu werden.

In vielen Teilen der Dritten Welt ist die lokale Wasserversorgung durch die Auflagen des IWF und der Weltbank nicht mehr gewährleistet. Die Menschen können sich durch die von außen verordnete Liberalisierung der Wasserversorgung schlicht kein sauberes Wasser mehr leisten. Gegen diese und andere schlimme Auswüchse haben die Autoren ihr Buch geschrieben. Es ist erschütternd, daß die Profitgier noch nicht einmal vor diesem lebensnotwendigen Rohstoff zurückschreckt.

Sauberes Wasser kann nicht vollkommen ohne Kosten zu haben sein. Das Wissen auch Barlow und Clarke. Sie plädieren jedoch vehement gegen den Ausverkauf des Wassers an Konzerne. Die Wasserversorgung muß in ihrem Augen auf der lokalen Ebene geregelt werden. Hier hat der Staat die Pflicht, dafür zu sorgen, daß ausreichend sauberes Wasser vorhanden ist. Dafür zahlen die Bürger Abgaben in Form von Steuern.

Wer das Buch gelesen hat, der wird seiner eigenen Umgang mit Wasser etwas kritischer betrachten. Aber auch den in Zeiten leerer öffentlicher Kassen bei den Kommunen und Städten immer beliebter werdenden Cross-Border-Leasinggeschäften mit ausländischen Investoren gegenüber ist Vorsicht geboten, denn zentrale Versorgungsdienstleistungen wie die Wasser- und Stromversorgung müßen in lokalen Händen bleiben, oder der Preis, den wir in Zukunft dafür zahlen müßen, wird astronomisch hoch sein. Dieses Buch kann ich allen Lesern uneingeschränkt empfehlen.




Meine Bewertung:Bewertung