Buchkritik -- Ralf Becher -- Buxhausen

Umschlagfoto  --  Ralf Becher  --  Buxhausen Die Idylle der Kleinstadt ist bedroht. Die Außenfassade einer türkische Gaststätte wird beschmiert und ein Heimatdichter, dessen 125. Geburtstag gebührend gefeiert werden soll, droht in die Fänge der Political Correctness zu geraten. Die Honoratioren des Ortes sind aufgeschreckt und hinter den Kulissen geht es bald gar nicht mehr ruhig und beschaulich zu.

Ralf Becher hat in seiner Erzählung Buxhausen launig die aus diesen Vorkommnissen resultierende Hysterie beschrieben. Alte und langjährige Freundschaften drohen zu zerbrechen und die "oberen 10" des Ortes belauern sich gegenseitig. So sieht sich z. B. der Pfarrer des Ortes genötigt, bei einer ungewollten Hundeschwangerschaft zwischen den beteiligten Parteien, sprich Hundehaltern, zu vermitteln. Da wird wegen besagter Schmiererei an der Fassade schon mal eine polizeiliche Sonderkommision gegründet, um dem Verdacht der Fremdenfeindlichkeit zu entgegen zu treten.

Der Autor nimmt diesen Mikrokosmos an gegenseitigem Mißtrauen und Abhängigkeiten ironisch unter die Lupe. Die selbst ernannten "Respektspersonen" und bis dato in ihrem Selbstverständnis ungebrochen, zeigen sich auf einmal als unsicher und fremdgelenkt. Sie werden von den gar nicht so dramatischen Ereignissen getrieben, bilden Koalitionen und lassen gleichzeitig ihren wahren Gefühlen den Mitbürgern gegenüber freien Lauf - die vordergründige, aber real nie existierende Harmonie droht zu zerbrechen.

Der Leser hat auf jeden Fall seinen Spaß an der Geschichte. Erkennt er nicht Gemeinsamkeiten mit der "Großen Politik" deren Bestreben es primär ist, den Beteiligten das Gesicht wahren zu lassen, anstatt Probleme zu lösen? Erkennt er nicht ebenfalls die alltägliche Hysterie der "Gutmenschen" wenn es um vermeintliche Fremdenfeindlichkeit geht?

Becher nimmt diese kleinen Unzulänglichkeiten gekonnt und mit einem präzisen Blick für die dahinter stehenden menschlichen Schwächen und Eitelkeiten aufs Korn. Seine Figuren wirken dabei nicht einmal unsympathisch oder arrogant. Sie sind Menschen wie Du und Ich.

Buxhausen ist eben überall.




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