Buchkritik -- Paul Henderson -- Letzter Bus nach Coffeeville

Umschlagfoto, Paul Henderson, Letzter Bus nach Coffeeville, InKulturA Eugene Chaney, ein pensionierter Arzt und 72 Jahre alt, sieht sich mit einem in jungen Jahren gegebenen Versprechen konfrontiert, um dessen Einlösung ihn seine Jugendliebe Nancy bittet. Lange Jahre hatten sich die beiden aus den Augen verloren, Ehepartner gefunden und ebenfalls wieder verloren, als sich ihre Lebenswege wegen der fortschreitenden Alzheimererkrankung Nancys wieder treffen. Zusammen mit ihren gemeinsamen Freunden machen sie sich in einem alten Bus auf eine Reise quer durch die USA nach Mississippi, der Heimat Nancys.

"Letzter Bus nach Coffeeville" ist das überaus sympathische Erstlingswerk von J. Paul Henderson, der damit ein literarisches Roadmovie vorlegt, das, auf vielen Zeitebenen spielend, ebenfalls eine Reise durch die jüngere US-amerikanische Geschichte darstellt.

Mit viel Humor behandelt der Autor ein ernstes Thema. Alzheimer, bislang unheilbar, stellt nicht nur die davon Betroffenen, sondern vielmehr deren Freunde und Angehörige vor eine große, oft nicht zu bewältigende Herausforderung. So wird auch die Reise im alten Tourbus der Beatles zum Sammelsurium immer neuer, nicht immer angenehmer Überraschungen.

Henderson läßt sich viel Zeit bei der Erzählung der Lebenswege seiner Figuren. Ohne falsche Sentimentalität oder abgegriffene Klischees beschreibt er die Entwicklung seiner Protagonisten, die immer im Zusammenhang des jeweils aktuellen politischen Klimas der USA steht. Herausgekommen ist ein opulenter Roman, der sich durchaus kritisch mit der Vergangenheit auseinandersetzt.

Zugleich ist es ein Werk, das ohne hohles Pathos um den Begriff Freundschaft kreist und ihn mit Emotionalität füllt, die niemals die Grenze zum Kitsch überschreitet. Die im Lauf der Reise bunt zusammengewürfelte Gruppe - jeden einzelnen Lebensweg schildert der Autor mit einer Lust am Detail, die beim Leser starke Gefühle der Verbundenheit erzeugt - muss sich in der Enge des Busses arrangieren und nicht selten sorgt die Erkrankung Mancys für Irritationen.

"Letzter Bus nach Coffeeville" ist ein bewegender Roman über Liebe, Freundschaft und Respekt.




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Veröffentlicht am 07. Mai 2016