Buchkritik -- Michael Dangl -- Im Rausch

Umschlagfoto, Buchkritik, Michael Dangl, Im Rausch, InKulturA Mit Volldampf auf die Bretter, die die Welt bedeuten. So könnte man die Erinnerungen des mittlerweile 51-jährigen Schauspielers und Autors Michael Dangl am besten zusammenfassen. Was als Roman daherkommt, ist in Wirklichkeit eine autobiographische Prosa, die dessen erstes Engagement als Schauspieler am Theater Koblenz, im Buch wird daraus ein Städtchen namens Flußfeld, Revue passieren lässt.

Es kommt einiges zusammen für den jungen Mann, der bereit ist, die Welt des Theaters zu erobern. Ganz profane Dinge stehen erst einmal auf der Agenda. Eine passable Unterkunft finden, sich mit der so ganz anderen Mentalität, der rheinischen, anzufreunden. Für einen in Österreich aufgewachsenen und sozialisierten Menschen wie den jungen Wilden eine nicht unerhebliche Herausforderung und so ist es kein Wunder, dass die „rheinische Burgenromantik“ so gar keinen Einzug ins Gemüt des Erzählers halten will.

Neben dem alltäglichen Kleinkram, oft ermüdend zermürbend, besonders wenn sich auf Kommando die Rollläden der Nachbarschaft schließen, steht die Arbeit im Theater. Premieren, das Einstudieren neuer Rollen, Kollegentratsch, Klatsch und Liebeleien, mal belanglos, mal tief gehend aber unerfüllt, bestimmen das Leben eines Menschen, für den das Schauspiel, das Agieren auf der Bühne, die immer neuen Verwandlungen in den Rollen mehr als ein Beruf ist.

„Im Rausch“, so der Titel des Rückblicks auf die Periode des Lebens, in der alles möglich scheint und Limit ein Fremdwort ist, ist ein mal augenzwinkernd, mal tief emotional geschriebenes Buch über eine Suche nach sich selber und seinen Platz in der Welt, denn nach der Bühne, nach den Vorstellungen wartet vor den Türen eine Umgebung, die, Dangl bringt es auf den Punkt, so ganz anders ist, als die fast hermetisch abgeschlossene Welt des Theaters. "Wir redeten mit niemandem über etwas außer unseren Beruf, wir dachten vom Aufstehen bis zum Schlafengehen an nichts als unsere Arbeit, und im Schlaf träumten wir davon."

Was real war und was literarische Fiktion, das weiß nur der Autor. Der Leser aber spürt die Authentizität und die Ehrlichkeit eines Menschen, der seinen Weg kennt, diesen nichtsdestotrotz jedoch oft und gerne verlässt, um sich wieder selber zu finden, wieder zu erfinden. Das Publikum im Parkett und in den Logen sieht nur den Glanz der Bühne. Dahinter jedoch, auch darüber erzählt Dangl, stehen Schicksale von längst Verlorengegangenen, die, sei es mithilfe von Alkohol, Drogen oder Medikamenten, nur noch Schatten ihrer selbst sind und für die die Bühne die letzte Zuflucht geworden ist.

Michael Dangl erinnert sich gerne an die Zeit seines ersten Engagements als junger Schauspieler. Das goutieren auch die Leserinnen und Leser, die dieses Buch mit großer Sympathie lesen dürften.




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Veröffentlicht am 10. März 2019