Buchkritik -- Don Winslow -- Das Kartell

Umschlagfoto, Don Winslow, Das Kartell, InKulturA Art Keller ist zurück. Der in politischen und polizeilichen Kreisen höchst unbeliebte Ermittler versucht erneut seinen langjährigen Gegner hinter Schloß und Riegel zu bringen. Dabei waren sie vor langer Zeit Freunden, Adán Barrera und Art Keller. Doch nach einem Verrat seitens Barrera kennt der Drogenfahnder nur noch ein Ziel, die Vernichtung seines Gegners.

Don Winslow hat eine Fortsetzung seines Romans "Tage der Toten" geschrieben und sich und seine Fähigkeiten als politisch-kriminalistischer Autor mit "Das Kartell" endgültig in den Olymp realer Kriminalliteratur erhoben. Es ist auch diesmal wieder ein dreckiger und gewalttätiger Roman, den Winslow vorgelegt hat. Dabei besticht er einmal mehr durch seine intimen Kenntnisse des mexikanisch-amerikanischen Drogenkriegs, der von Seiten der USA wohl als verloren gewertet werden muss.

Art Keller ist ein Besessener, der viele Gemeinsamkeiten mit seinem Gegenspieler hat. Er ist, wie Barrera, bereit, jedes Mittel einzusetzen, um sein Ziel zu erreichen. Dass er dabei auch vor der Übertretung von Gesetzen nicht zurückschreckt, zeigt die Ambivalenz seiner Tätigkeit als Drogenfahnder. Bei seinen Kollegen und Vorgesetzten nicht unbedingt beliebt, von Politikern gehasst, ist er mit einer Verbissenheit zugange, die ihn letztendlich seine Familie gekostet hat. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und der Kontakt zu seinen Kindern ist nahezu abgebrochen.

Don Winslow zeigt in seinem spannenden und überaus real daherkommenden Thriller die Verwicklungen von diversen Interessengruppen im Rauschgifthandel. Die CIA ist beteiligt, ebenso wie gewisse politische Gruppierungen, die skrupellos Koalitionen mit Verbrecherbanden schließen, wenn es die politische Zielsetzung erfordert.

Der Drogenkrieg, so das Fazit der beiden Romane, kann nicht gewonnen werden. Kokain ist anscheinend der Motor der US-amerikanischen Gesellschaft. Damit bedienen die Kartelle - "Nicht die Bosse machen das Kartell, sondern das Kartell macht die Bosse", so Winslow - sich nur der kapitalistischen Spielregeln, indem sie mit ihrem Angebot auf eine steigende Nachfrage reagieren. So ist Adán Barrera eigentlich ein Geschäftsmann der etwas besonderen Art. Er, der dem Rauschgift nicht einmal nahe kommt, ist ein Logistiker. Er plant, verteilt, belohnt und kassiert, ohne seine Ware überhaupt gesehen zu haben. Das überlässt er dem entbehrlichen Fußvolk.

"Das Kartell" besticht durch seine real-brutalen Schilderungen des wohl vergeblichen Kampfes gegen die Drogen. Es ist aber auch eine böse Kritik an der US-amerikanischen Politik, die, geht es um die Zurückdrängung vermeintlicher oder realer sozialistischer oder kommunistischer Einflüsse in Mittelamerika, sich nicht scheut, zusammen mit den Kartellen die politischen Entwicklungen zu manipulieren.

Es ist nicht übertrieben wenn man konstatiert, dass der amerikanische Hunger nach Drogen diesen seit Jahren tobenden Krieg erst ermöglicht hat.




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Veröffentlicht am 4. Juli 2015