Aus dem alltäglichen Trott ausbrechen. Eine Ehe beenden, die nach dem Tod des eigenen Kindes nur noch Fassade ist. Einen Ehemann verlassen, der trinkt und das wenige, zum Leben notwendige Geld verspielt. Einfach neu anfangen und sich vielleicht noch einmal verlieben. Alles hinter sich lassen und ein neuer, ein anderer Mensch werden.
Als sich der Supermarktverkäuferin Rita diese Gelegenheit bietet, als sie es für möglich hält, mit 53 Jahren die einzige, die garantiert letzte Chance dazu zu erhalten, greift sie zu – und ahnt nicht, in welche dramatischen und bedrohlichen Umstände sie geraten wird, denn sie legt sich mit Leuten an, denen die normale Bürgerin lieber nicht begegnen sollte.
Eine spontane Aktion, deren Konsequenzen Rita schnell zu spüren bekommt, bringt ihr Leben durcheinander und sie näher an den Tod heran, als sie es sich hätte ausmalen können. Bernhard Aichner hat einen Thriller geschrieben, der wahrlich unter die Haut geht. Aus dem Traum – haben wir den nicht auch schon einmal gehabt? – wird ein Alptraum, denn das in der Phantasie längst erreichte, hält der Konfrontation mit der Realität nicht stand und so wird das Lesepublikum Zeuge, wie sich ein Kriminalpolizist auf die Suche nach Ritas wirklichem Mörder macht.
Zäh und beharrlich folgt der Ermittler vagen Spuren, verhört Zeugen und Verdächtige, bewegt sich langsam aber sicher auf die wirklichen Umstände der Tat zu und demaskiert dabei die sog. bessere Gesellschaft und deren schmutzige Machenschaften, die, da überaus gut untereinander vernetzt, selten oder nie in den Fokus der Öffentlichkeit geraten.
Es macht Spaß, diesen Polizisten auf seiner Suche nach dem Täter zu begleiten. Es bereitet genauso viel Aufregung, Zeuge zu werden, wie Rita sich endlich ein Stück vom Kuchen abschneiden will und sich dabei ungeniert der Methoden der oberen Zehntausend bedient, ohne jedoch deren zynischer Attitüde zu verfallen.
„Der Fund“ ist ein überaus intelligent konstruierter Thriller mit zahlreichen Überraschungen und deshalb ein gelungenes Lesevergnügen.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 24. Januar 2020