Buchkritik -- Joel C. Rosenberg -- Die Geisel

Umschlagfoto, Buchkritik, Joel C. Rosenberg, Die Geisel, InKulturA Joel C. Rosenberg ist, wie es im US-amerikanischen Sprachgebrauch heißt, ein „modern-day Nostradamus“, also ein Autor, der, geschuldet seines umfangreichen Wissens über die Verhältnisse im Nahen Osten, ein Gespür für möglich bevorstehende dramatische Entwicklungen besitzt, die aufgrund der dortigen fragilen Situation stets auch globale Auswirkungen haben würden.

„Die Geisel“ ist ein solches Szenario, das, sollte es real werden, die Machtverhältnisse nicht nur in dieser Region erheblich verändern dürfte. J. B. Collins, der Auslandskorrespondent einer New Yorker Zeitung wird während einer Friedenskonferenz unter Beteiligung von Israel, Palästina und Jordanien Zeuge eines verheerenden Terroranschlags in der jordanischen Hauptstadt Amman. Terroristen des Islamischen Staates greifen den Königspalast an und töten mehrere hundert Menschen. Sowohl der israelische als auch der palästinensische Präsident werden, ebenso wie der jordanische König, schwer verletzt. Der größte Schock ist jedoch die Tatsache, dass es dem IS gelungen ist, den Präsidenten der Vereinigten Staaten in ihre Gewalt zu bringen. J.B.s Warnungen an die Adresse der Verantwortlichen, das genau dies geschehen könnte, verhallen ungehört und so nimmt das Attentat seinen verhängnisvollen Verlauf.

Es ist eine gar nicht so abwegige Story, die Rosenberg da als Plot für seinen aktuellen Polit-Thriller benutzt. Der sog. Islamische Staat, dessen Ziel auch in der Realität die Schaffung des Kalifats und die Etablierung des islamischen Rechtssystems, die Scharia, in allen anderen Nationen ist, versucht sein Ziel mit allen Mitteln zu erreichen. Terror, Entführungen, Vergewaltigungen und Morde sind dabei die von ihm bevorzugten Mittel.

Nach dem Attentat von Amman müssen die Politiker einen kühlen Kopf bewahren; das wird jedoch durch die Tatsache erschwert, das sich irgendwo ein Maulwurf befindet, der geheim gehaltene Abläufe an den IS verrät. Wer kann also wem und wie gut vertrauen?

Mitten in diesem Kampf steht Collins, der allzu bald selber zur Waffe greifen muss, will er überleben. Neben den üblichen Haudraufszenen, die die Fans von Rosenberg wohl auch erwarten, besticht der Roman jedoch einmal mehr durch die vom Autor beschriebenen internen Abläufe zwischen Politik und Militär, die gezwungen sind, die möglichen Konsequenzen ihres Handelns einzuschätzen. Diese immer hart an der Realität beschriebenen Vorgänge dürften mit dafür verantwortlich sein, dass Joel C. Rosenberg einer der erfolgreichsten Autoren von Polit-Thrillern ist.

„Die Geisel“, knallhart, realistisch und, bedenkt man die wirren politischen Verhältnisse in Nahen Osten, äußerst beängstigend.




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Veröffentlicht am 28. Dezember 2018