Buchkritik -- Lee Child -- Die Gejagten

Umschlagfoto, Buchkritik, Lee Child, Die Gejagten, InKulturA Jack Reacher kommt langsam aber sicher in die Jahre. Das gilt auch für den Erfinder dieser Figur, Lee Child. Der mittlerweile 18. Band um den ehemaligen Ermittler des Militärs ist nur noch ein schwacher Abklatsch der einstmals spannenden und gut konstruierten Bücher, deren zentrale Figur durch seine Eigenwilligkeit und seinen, vom normalen gesellschaftlichen Mainstream abweichenden Lebensstil überzeugen konnte.

In "Die Gejagten" ist davon nichts mehr zu spüren. Zwar spult Child routiniert die üblichen Klischees vom "einsamen Wolf" ab, doch diese wirken nur noch abgegriffen und lustlos niedergeschrieben. "Copy and Paste" ist die treffende Beschreibung, wenn man diesen Roman beurteilt.

Reachers Kämpfe sind wieder einmal bis zur Ermüdung breitgetreten und hart an der Grenze des logisch nachvollziehbaren. Allein seine robuste Behandlung zweier Gegner in einem Flugzeug fordert vom Leser große Toleranz, denn auf diese Weise und dazu von den übrigen Passagieren unbemerkt, funktioniert das nicht.

Worum geht es? Reacher will seiner Nachfolgerin auf dem Stützpunkt der 110th MP Special Unit, Major Susan Turner, die er über das Telefon kennenlernte, einen Besuch abstatten, da sie eine angenehme Stimme hat. Naja, noch halbwegs nachvollziehbar. Bei seiner Ankunft in Virginia ist Turner verhaftet worden und Reacher wird reaktiviert, unterliegt wieder der militärischen Hierarchie und hat zudem zwei strafrechtliche Verfahren am Hals.

Bis der Fall von Reacher und Turner, die er mal eben schnell aus der Haft befreit, gelöst ist, muss der geneigte Reacher-Fan sich so durch manche Textbausteine quälen. Der Roman ist ein einziger statischer Zustand, der entweder aus langatmiger Dialogen oder langweiligen Kampfbeschreibungen besteht. Das alles hat man schon einmal besser und spannender gelesen.

Jack Reacher: R. I. P.




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Veröffentlicht am 9. Juli 2016