Buchkritik -- Oriana Fallaci -- Die Kraft der Vernunft

Umschlagfoto  -- Oriana Fallaci  --  Die Kraft der Vernunft Oriana Fallaci, kompromißlose Journalistin und absolut unbeeindruckt von den Spielregeln der "Political Correctness", hat sich nach Ihrem Buch Die Wut und der Stolz erneut mit dem Thema der islamischen Ausbreitung in Europa beschäftigt. Herausgekommen ist ein Pamphlet, wie es wohl in dieser, auch literarisch anspruchsvoller Form, nur aus der Feder dieser temperamentvollen Italienerin stammen kann.

Ihr Anliegen ist einmal mehr die Mahnung vor einem sich expansiv gebenden und offensiv ausgerichteten Islam, der bestrebt ist, sich in Europa zu etablieren. Ihre Kritik gilt dem massiven Unwillen aller sog. maßgeblichen Gruppen des Abendlandes, zu denen sie sowohl die Kirche und die Politiker, als auch Literaten und Manager zählt. Aus den "Luxuszikaden" sind in diesem Band "Kapitulanten" geworden. Die christlichen Grundlagen Europas negierend und fremde Interessen vertretend, nehmen sie Partei zugunsten eines, so Fallaci, falsch verstandenen Toleranzdenkens.

Die Gründe welche die Autorin für eine dringend notwendige Abwehr der expansiven Bestrebungen des Islam anführt, wohlgemerkt, nicht nur dem islamistischen Fundamentalismus, sondern dem Islam allgemein gilt ihre Kampfansage, sind gut gewählt und historisch nicht zu leugnen. Sie enttarnt die, gerade von europäischen "Gutmenschen" so oft als Beispiel angeführte Toleranz des westlichen Kalifats in Spanien als Lüge. Trotzdem sich Oriana Fallaci als radikale Atheistin bezeichnet, erkennt sie durchaus den christlichen Kern Europas. Sie versteht das Bekenntnis zum Christentum nicht primär als Gottesglauben, sondern als Wurzel und Zugehörigkeitsbekenntnis zu Europa. So kann man die Argumente der Autorin nachvollziehen, die gerade im Hinblick auf die aktuelle Politik nicht von der Hand zu weisen sind. So werden z. B. in der Präambel des Verfassungsentwurfs der europäischen Union die christlichen Grundlagen nicht erwähnt. Nach dem Mord am niederländischen Regisseur Theo van Gogh kam es zu Unruhen und die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei liegt nicht in den historischen Wurzeln Europas begründet.

Nicht zuletzt der demographische Faktor schafft Realitäten, welche von den politisch Verantwortlichen und ihren Wasserträgern in Funk- und Fernsehanstalten, in Printmedien und Verlagen, in Gewerkschaften und Kirchen vollkommen ausgeblendet werden. Diese, für Fallaci die "Totengräber" der europäischen Kultur, schreiben sich die Propagierung einer multikulturellen europäischen Gesellschaft auf ihre Fahnen. Daß sie damit den Niedergang Europas und den Ausverkauf einer über 2000 jährigen Geschichte betreiben, können oder wollen sie nicht sehen.

Oriana Fallaci schreibt auch hier wieder wortgewaltig und engagiert. Ihre Position ist eindeutig - der Islam ist eine rückwärtsgewandte Kultur und somit dem europäischen Christentum unterlegen. Doch gerade in dieser Überlegenheit sieht Fallaci die Möglichkeit des Sieges über den islamischen Expansionsdrang. Die Kraft dazu sieht sie nicht mehr bei Politikern, sondern sie entspringt dem demokratischen Willen der europäischen Völker. Dieser und eine über 2000 Jahre währende Geschichte der Vernunft ist für sie ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft.




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