Buchkritik -- Eugen Drewermann -- ...und es geschah so

Umschlagfoto  -- Eugen Drewermann  --  ...und es geschah so Eugen Drewermann legt mit diesem Buch wieder ein monumentales Werk über das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen vor. Es ist der zweite Teil des 3. Bandes seiner Reihe "Glauben in Freiheit" und er beschäftigt sich mit den Themenbereichen Biologie und Theologie.

Wer etwas mit dem Werk von Drewermann vertraut ist, der weiß schon was jetzt kommt. Mit unglaublicher Belesenheit führt der Autor durch die moderne Biologie und geht dabei der für ihn typischen Frage nach, ob hinter allem Sein Gott steht? Ist Natur und sind auch wir selber nur der Ausdruck einer unbegreiflichen Transzendenz?

Drewermann verneint diese Frage. Gott ist für ihn beinahe ein Hilfskonstruktion des Menschen um nicht der Verzweiflung an der eigenen Existenz anheim zu fallen. Gleichzeitig ist Drewermann ein vehementer Kritiker des organisierten religiösen Lebens. Der Gott der Kirche ist nicht sein Gott. Nicht von ungefähr wurde ihm im Jahr 1991 die Lehrerlaubnis und darauf folgend 1992 die Predigervollmacht entzogen.

Er leugnet, daß hinter den Manifestationen des Lebens eine göttliche Hand steht, sondern für ihn, wie auch für die moderne Biologie, ist ausschließlich die Evolution dafür verantwortlich. Aus der Feder eines ehemaligen Priesters ist das natürlich eine Provokation.

Auch in diesem Werk ist die Verzweiflung des Autors über die Wiedersprüche, die Tragik und die Grausamkeit des Lebens spürbar. Für ihn ist es undenkbar, daß ein Gott diese Welt mit all ihren Plagen, Kriegen und Ungerechtigkeiten geschaffen hat. Mit seinem Buch weist er, ganz in der Tradition der modernen Biologie, nach, das es kein Göttlich-Transzendentes Wirken gibt, sondern das es in Jahrmillionen ausschließlich die Evolution war, die für Veränderungen sorgte und die jeweils die am besten ihren Lebensbedingungen angepassten Lebewesen schuf.

Es ist der alte Streit darüber, ob es einen Gott gibt oder nicht. Ob alles Leben im Universum und auch auf der Erde Ausdruck eines transzendenten Willens sei, oder ob es sich ausschließlich um "Zufall und Notwendigkeit" handelt.

Die modernen Naturwissenschaften mögen vorerst diese Frage zu ihren Gunsten beantwortet haben, doch es bleibt immer noch ein "Restrisiko" übrig. Wer weiß schon, ob der Plan einer wie auch immer sich manifestierenden Göttlichkeit nicht genau das bezwecken soll. Im Prinzip kann jeder Sieg der Wissenschaft über die Religion auch nur das Staunen über einen perfekten Bauplan des Lebens bedeuten. Bisher hat sich die Wissenschaft damit beschäftigt Gott zu wiederlegen, doch jeder Beweis dafür läßt sich auch in sein Gegenteil umwandeln.

Es lässt sich ein vom Wirken der Menschen getrennter Gott vorstellen, der ausschließlich den Bauplan des Lebens konstruierte, der aber mit den moralischen Fehltritten und den Verbrechen eines Teils der Menschheit an genau diesem Bauplan nichts zu schaffen hat.

Genau hieraus entspringt die Philosphie Drewermanns. Die Verzweiflung an der ungerechen, grausamen und mitleidlosen Welt. In dieser Welt ist kein Platz für einen gütigen und gerechten Gott. An diesem Punkt werden Religion und Theologie reine Instrumente zur Machterhaltung.

Für Eugen Drewermann ist die Suche nach Gott allenfalls die Erkenntnis der evolutiven Strategien des Lebens. Die Linderung des menschlichen Leids kann ausschließlich aus uns selber kommen. Die Hoffnung auf göttliche Hilfe muß aufgegeben werden. Trotz allem vordergründigen Pessimismus haben die Menschen jedoch die Möglichkeit, dies zu ändern.

Würde nicht, wenn das gelingen sollte, ein kleiner Funke der Göttlichkeit als eben der Erkenntnis der Überlebensnotwendigen evolutiven Strategie auf uns herab scheinen?




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