Buchkritik -- Umberto Eco -- Nullnummer

Umschlagfoto, Umberto Eco, Nullnummer, InKulturA Die Medien bestimmen weitestgehend darüber, welche Informationen der Leser oder der Zuschauer über Politik und Gesellschaft erhält. Sie, egal ob gedruckt oder gesendet, sind es, die die Welt je nach eigenem Befinden filtern. Niemals erhält der Konsument - auch Nachricht haben inzwischen Warencharakter - ein objektives Bild der Realität.

Umberto Eco hat in seinem neuen Roman "Nullnummer" den Medienzirkus ironisch unter die Lupe genommen und in den Mittelpunkt seines Buches die gescheitere Figur Colonna gestellt, der es, trotz hoher Bildung und einem großen Wissen, bislang nur zu einigen Übersetzungen, wenigen Verlagsgutachten und Buchbesprechungen gebracht hat.

Da passt es ausgesprochen gut, dass er eines Tages das verlockende Angebot eines Mailänder Chefredakteurs erhält, die Chronik einer neu zu gründenden Monatszeitung zu schreiben. Im Auftrag des Verlegers Vimercate, der sich mit diesem Projekt Zutritt in den Zirkel der Mächtigen Italiens verschaffen will, soll ein Jahr lang jeden Monat eine Nullnummer herausgegeben werden, die, der Name ist Programm, keine handfesten Informationen enthält, sondern Gerüchte, Vermutungen und als Tatsachen propagierter Klatsch.

So mittelmäßig wie die Zeitung sind auch die Mitarbeiter, die sich mit viel Eifer, aber wenig Sachkenntnissen behaftet, immer den Anweisungen ihres Chefredakteurs beugen müssen. Einzig Colonnas Kollege Braggadocio, ein, wie er sich sieht, investigativer Journalist, recherchiert in Bezug auf einige Verschwörungen, was ihn kurze Zeit später das Leben kostet.

Umberto Eco betreibt mit seinem Roman, der in den 90er Jahren Italiens angesiedelt ist und, kaum verhüllt, auf den Medienfürsten Silvio Berlusconi anspielt, so etwas wie Medienschelte und kann doch nicht überzeugen. Ausgehend von der Verschwörungstheorie, ob Mussolini zum Ende des 2.Weltkriegs wirklich erschossen wurde oder ob es sich um einen Doppelgänger handelte, unternimmt Eco einen Parforceritt über Konspirationen unter Beteiligung Italiens.

War der Vatikan daran beteiligt, den echten Mussolini nach Argentinien zu schaffen? Wer waren die Hintermänner der Anschläge zwischen 1960 und 1980 in Italien? Welche Rolle spielt Gladio in der italienisch-europäischen Politik und wer steckte wirklich hinter dem Attentat auf Papst Johannes Paul II. durch Mehmet Ali Ağca?

Trotz oder vielleicht gerade wegen der Fülle der Eco`schen Verknüpfungen von vielem mit allem bleibt der Roman oberflächlich und wirkt auf den Leser wie ein vertraglich zugesichertes Werk, dem letztendlich die Inspiration fehlt. Ein Roman von der Stange, leider nicht mehr.




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Veröffentlicht am 29.11.2015