Buchkritik -- Wolfgang Wallner F. -- Elihu

Umschlagfoto  --  Wolfgang Wallner F. --  Elihu Ein auf einer Müllkippe gefundener Computer und mehrerer Floppydisks sind der Ausgangspunkt einer bewegenden Reise durch Zeit und Raum. Elihu, Gestalt aus dem Buch Hiob, ist der spirituelle Führer und gleichzeitig auch der Protagonist der Geschichte. Seine Erlebnisse in vielen verschiedenen Körpern, Bewußtseinsebenen und Zeiten, verbunden mit einer Erzählung von einem schweren Schicksalsschlag der zwei Menschen, Martin und Jemima, trifft, bilden den Inhalt des Buches Elihu" von Wolfgang Wallner F.

Dem Leser bietet sich eine Erzählung dar, die ihn, verbunden mit den neusten physikalisch-naturwissenschaftlichen Implikationen, mitnimmt auf die Suche nach dem Urgrund des Seins. Die dahinter stehende wissenschaftliche Begründung ist, kurz gesagt, diejenige der Physiker Alain Aspect, Jean Dalibard und Gèrard Roger, daß es eine Kommunikation zwischen räumlich getrennten Teilchen sowohl in die Vergangenheit, als auch in die Zukunft gibt und diese sogar in Überlichtgeschwindigkeit stattfinden kann. Diese, immerhin bereits bewiesene Theorie, hat nicht nur für die Naturwissenschaften eine unglaubliche Relevanz, sondern ihre Auswirkungen beziehen ebenfalls Philosophie und Religion mit ein. Sie ist nichts weniger als ein Paradigmenwechsel, dessen Konsequenzen noch nicht einmal ansatzweise zu erahnen sind.

Stellvertretend für die Suche des Bewußtseins nach sich selber, seinen Möglichkeiten - positiv und negativ - manifestiert durch die Verschmelzung von Geist und Materie in allem Lebendigen, berichtet der Verfasser von den Erlebnissen des Elihu. Seine jeweiligen Manifestationen in verschiedenen Zeitebenen, sowohl der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft sind genauso wie sein Erleben der verschiedenen Religionen ein Weg zur Rückkehr in das schon verloren geglaubte Paradies. Dessen Pforten schienen nach dem biblischen Sündefall Adam und Evas für immer geschlossen, doch Elihu zeigt mit seiner Rundreise eine Möglichkeit auf, eben dieses Verlorene wiederzufinden.

Der Weg führt ihn weg vom Außen der Welt hin zum Innen des Selbst. Im Lauf der Zeit werden die Grenzen zwischen Geist und Materie immer durchlässiger und Elihu/Mensch wird zu einem gottähnlichen Wesen, das jedoch niemals der trügerische Ruhe des Gewordenen verfällt, sondern wie die Schöpfung selber, immer weiter auf dem Weg sein wird. Die Schöpfung "erschöpft" sich nicht in einen finalen Zustand, sondern erschafft sich immer neu. Auch hier sind die Parallelen zum aktuellen Wissensstand der Astronomie deutlich. Das Universum befindet sich ein einem permanenten Zustand des Wandels.

Das Wissen um die Möglichkeit der ungeheuren Entwicklungsmöglichkeiten von Elihu/Mensch wird vom Autor geschickt verbunden mit dem blinden, von uns niemals zu beeinflußenden Weg des individuellen Schicksals. Martin, nach einem Autounfall als Komapatient im Krankenhaus, wird mit der Existenz Elihus konfrontiert. Schnell wird klar, daß Martin eine weitere Reinkarnation von Elihu, dem ewigen Wanderer, darstellt.

Wolfgang Wallner F. hat beeindruckende Literatur veröffentlicht. Das Thema, obwohl eigentlich unausschöpflich, ist packend beschrieben. Elihus Zweifel an sich und der Menschheit sind ebenso beschrieben wie seine Triumphe. Mal komisch - die Pervertierung einer Lehre durch Adepten (Pfahl, Strick und Katze), mal tragisch - die quantenphysikalische Theorie der multiplen Universen (Martins Tod), zieht der Autor einen großen Bogen um das Thema Geist, Materie und Zeit.

Den Leser erwartet ein Buch, das ihn von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Die angesprochenen Fragen sind so menschlich-universell, daß sich ihnen, bzw. der individuellen Beantwortung, niemand entziehen kann. Dem Autor gelingt es auf wunderbare Weise Religion(en), Philosophie und die Erkenntnisse und Theorien der modernen Physik miteinander zu kombinieren. Für alle diejenigen, denen es in unserer lauten Welt noch gelingt auf die leise Stimme des Inneren zu hören, ist dieses Buch eine große Bereicherung.




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