Buchkritik -- Ethan Cross -- Ich bin die Nacht

Umschlagfoto, Ethan Cross, Ich bin die Nacht, InKulturA Das habe ich jetzt davon. Aufmerksam geworden durch die massive Werbung, die auf den Sendern des Privatfernsehens für dieses Buch gemacht wird, habe ich mich hinreißen lassen, den Kriminalroman "Ich bin die Nacht" von Ethan Cross käuflich zu erwerben - und wurde, als wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dass, wenn für ein Buch so massiv in den Medien geworben wird, der Inhalt in der Regel weit unter dem Durchschnitt liegt, arg enttäuscht.

Und genau das ist der Thriller von Ethan Cross - weit unter dem Durchschnitt dessen, was man sich als bekennender Freund von intelligenter Kriminalliteratur zumuten kann. Ein schier omnipotenter Serienmörder - warum um Himmels Willen meinen alle Kriminalschriftsteller diesen Typen eine überragende Intelligenz andichten zu müssen - und ein ebenso talentierter Ex-Cop treffen aufeinander, dass die Fetzen nur so fliegen.

Francis Ackerman junior, seines Zeichens Serienkiller, begegnet Marcus Williams - Ex-Polizist mit nachhaltigem beruflichem Trauma - und schon meint Ethan Cross, damit der Handlung Genüge getan zu haben. Das ist mehr als daneben, denn der Roman hat weder Spannung noch intelligent gezeichnete Figuren. Platt und eher an den geschilderten Gewaltexzessen interessiert, die nichtsdestoweniger merkwürdig steril bleiben, ist "Ich bin die Nacht" ein Kriminalroman, der Verlag kündigt ihn als Thriller an, der fast jeden Anspruch des Lesers an dieses Genre links liegen lässt und statt dessen ein wirres und zum Schluss sogar unlogisches Buch liefert, das man getrost als negative Leseerfahrung abhaken kann.

Du meine Güte, leider ist es in Mode gekommen, bei der Veröffentlichung eines Kriminalromans das Lesepublikum darauf hinzuweisen, dass es eine oder weitere Fortsetzungen geben wird. So auch hier. Nachdem Francis Ackerman junior sich als nahezu resistent gegen Flammen herausgestellt hat, setzt er sich mit seinem Verfolger, wir erinnern uns, der traumatisierte Ex-Polizist Marcus William, in Verbindung und kündigt bereits jetzt seine Taten der Zukunft an.

Da hat Williams bestimmt dran zu knabbern. Warum soll es ihm denn auch besser gehen, als dem Leser, der sich mühsam durch die Auflösung der chaotisch anmutenden Probleme und Aufgaben des Ex-Polizisten quälen muss, bis er sich am Schluss des Romans mit einem wahrhaft seifenoperwürdigen "Happyend" konfrontiert sieht?

"Ich bin die Nacht", großes Fragezeichen. Wohl eher "Gute Nacht".




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Veröffentlicht am 06. Januar 2014