Buchkritik -- Peter Scholl-Latour -- Der Fluch der bösen Tat

Umschlagfoto, Peter Scholl-Latour, Der Fluch der bösen Tat, InKulturA "Der Fluch der bösen Tat - Das Scheitern des Westens im Orient" ist das letzte Buch des am 16. August 2014 verstorbenen Peter Scholl-Latour und behandelt vornehmlich die von westlichen Geheimdiensten gesteuerte Desinformation zur Lage in Syrien, im Irak und in anderen Ländern des Vorderen Orients. Scholl-Latour, der über, wie kaum ein anderer Berufskollege, profunde historische und gesellschaftliche Kenntnisse verfügte und zudem die Landessprache - arabisch - perfekt beherrschte, war eine der wenigen ernst zu nehmenden Stimmen, wenn es um sachkundige und objektive Berichterstattung aus den Ländern des Nahen und Mittleren Osten ging.

Im Gegensatz zu westlichen "Leitmedien", die, mehr oder weniger, unisono der US-amerikanischen Sicht der Dinge folgen, leistete sich Scholl-Latour stets den Luxus einer eigenen, immer vom Mainstream der veröffentlichten Meinung abweichenden Meinung, die ihn für seine Leser und Zuschauer zu einer Informationsquelle ersten Ranges machte.

Neben den gewohnten historischen und persönlichen Hintergrundinformationen, ohne die die Konflikte dieser Region nicht zu verstehen sind, beschreibt Peter Scholl-Latour das Scheitern des Westens, das, geschuldet den verblendeten Versuchen, westliche politische und gesellschaftliche Werte auf die islamischen Staaten des Mittleren Osten zu übertragen, inzwischen zu einem Flächenbrand geführt hat, dessen letztendliche Auswüchse im Terror der Mörderbanden des "Islamischen Staates" resultiert.

Will man den gegenwärtigen Zustand dieser Krisenherde verstehen, kommt man nicht darum herum, die schmutzige Tricks der westlichen Geheimdienste (Großbritannien und die USA) und deren Desinformations-Kampagnen zu erwähnen, die die dortigen regionalen Konflikte kräftig schüren, um jeweils eigene wirtschaftlich und politische Ziele zu verfolgen.

Den vom Westen, genauer gesagt von den USA und ihren europäischen Vasallenstaaten so gefeierten "Arabischen Frühling" demaskiert Scholl-Latour vollkommen zu Recht als Inszenierung und Illusion von westlichen politischen Weltverbesserern, deren Naivität, zumindest in der europäischen Variante, dafür verantwortlich gewesen ist, dass die Situation der Länder, in denen der Westen unter Führung der USA interveniert hat, inzwischen vollkommen außer Kontrolle geraten ist.

Auch wenn Peter Scholl-Latour die aktuelle Ukraine-Krise und die westliche Allianz gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin nur am Rande erwähnt, so fehlt es jedoch nicht an politischen Seitenhieben in Richtung Bundeskanzlerin, die sich einmal mehr als Befehlsempfängerin Washingtons erweist.

"Der Fluch der bösen Tat - Das Scheitern des Westens im Orient" ist leider die letzte Veröffentlichung dieses großen Kommentators der aktuellen Weltgeschichte, der in der inzwischen gleichgeschalteten bundesdeutschen Medienwelt stets die rühmliche Ausnahme gewesen ist. Alle politisch Interessierten werden diese kritische und stets wohl informierte Stimme vermissen.




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Veröffentlicht am 26. Oktober 2014