Buchkritik -- Mark A. Gabriel -- Israel in Gefahr

Umschlagfoto, Mark A. Gabriel, Israel in Gefahr, InKulturA Weltweit ist eine zunehmende Militanz des Islam zu konstatieren. Der Kampf gegen Andersgläubige, in der Diktion islamischer Fundamentalisten als Ungläubige beschimpft, wird inzwischen sogar in die Zentren westlicher Staaten, in die Großstädte einer sich stolz als säkular bezeichnenden Welt, getragen. Eines der großen islamischen Feindbilder stellt das Judentum dar. Der Staat Israel, nebenbei bemerkt die einzige Demokratie im Nahen Osten, ist von islamischen Nationen umgeben, deren Politiker offiziell, wie im Fall des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad, die Vernichtung Israels zur Staatsräson erklären.

Mark A. Gabriel hat über die Feindschaft zwischen dem Islam und dem Judentum jetzt ein Buch veröffentlicht, das als Auslöser und Grund dieses Konflikts einen Islam identifiziert, der sich als eine allumfassende Macht versteht, die sowohl die gesellschaftlichen als auch die politischen Regeln bestimmt. Der Autor, im moslemischen Glauben erzogen und später zum Christentum konvertiert, beschreibt aus eigener Erfahrung die herrschenden Konfliktlinien des Islam.

Wer den Islam ausschließlich für eine Religion hält, und das machen gerade die westlich säkular sozialisierten Menschen, der erkennt nicht das ganze Ausmaß, den Anspruch auf staatlich-religiöse Generalisierung dieses Glaubens. Der Autor erzählt von der religiösen Indoktrination, die bereits bei Kindern dafür sorgt, dass das Feindbild Israel in den Gehirnen festgeschrieben wird.

Gabriel ist authentisch, wenn er über seine Erfahrungen mit dem islamischen Fundamentalismus spricht. Damit jedoch nicht genug. In seinen überaus klugen Buch bezieht er sich, genau wie die religiös-politischen Führer islamischer Staaten auf einen Koran, der, zumindest in seiner Medina-Periode, die Feindschaft zwischen Juden und dem Islam erst dann als für beendet betrachtet, wenn der letzte Jude vernichtet worden ist.

Die Geschichte dieses Hasses ist ohne einen Blick auf das historische Verhältnis zwischen Juden und Moslems nicht zu verstehen und aus diesem Grund gibt Gabriel den Lesern einen kurzen aber präzisen geschichtlichen Überblick. Formuliert man es etwas salopp, dann stellt sich dieser Konflikt als Familienstreit heraus. Isaak und Ismael, die beiden Söhne Abrahams, den sowohl Juden als auch Araber als ihren Stammvater betrachten, sind, historisch-religiös betrachtet, die Gründer der jüdischen und arabischen Stämme.

Gabriel belegt den Jahrhunderte währenden Konflikt zwischen Islam und Judentum mit Koranzitaten und Hadithen, in denen diese Feindschaft immer wieder beschworen wird und die gerade in unserer Zeit verstärkt Eingang in die Denkweise von radikalen Moslems findet.

Wie bei vielen religiös motivierten Konflikten ist die eigentliche Wurzel der Kontroverse gesellschaftlich-politisch bedingt. Das weiß auch der Autor und beschreibt dies mit der Enttäuschung Mohammeds darüber, dass es ihm nicht gelungen ist, während der Jahre nach 622, der Zeitpunkt der Auswanderung des Propheten von Mekka nach Medina, die dort ansässigen Juden zum Islam zu bekehren.

Mark A. Gabriel scheut sich nicht Klartext zu sprechen. Das Problem war und ist die Auslegung des Koran und die weist in die eindeutige Richtung, den Staat Israel "von der Landkarte zu tilgen", wie es der iranische Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad in der Rede auf einer Konferenz mit dem Titel "Die Welt ohne Zionismus" in Teheran im Jahr 2005 forderte.

Interessant ist die Tatsache, dass der Autor bezüglich des von westlichen Medien und Politikern bejubelten "Arabischen Frühlings" eine skeptische Position vertritt. In allen Nationen der "Arabellion" hat die Muslimbruderschaft politischem Einfluss gewonnen und die demokratischen Kräfte an Bedeutung verloren. In welche Richtung der Zug in Zukunft fahren wird, beschreibt Gabriel anhand politischer Aussagen der neuen arabisch-islamischen Führer. Das neue islamische Ziel ist das alte - die Vernichtung Israels.

Ob der Vorschlag des Autors zur Lösung des Problems realistisch ist, die Rückbesinnung auf den sog. Mekka-Koran, in dem noch nicht von einer Feindschaft zwischen Juden und Moslems die Rede gewesen ist, darf allerdings bezweifelt werden. Zwar liegt Mark A. Gabriel zweifellos richtig, wenn er davon spricht, dass ein religiöser Konflikt nur mit religiösen Mitteln beendet werden kann, doch ob diese Einsicht auch von den radikalen Kräften innerhalb des Islam geteilt wird, ist mehr als unwahrscheinlich.

"Israel in Gefahr" ist ein überaus lesenswertes Buch für alle diejenigen, die sich über die Geschichte der Feindschaft zwischen Juden und Moslems informieren wollen. Es zeigt darüberhinaus die - auch global betrachtet - bedenkliche Indoktrinationsfähigkeit eines sich radikalisierenden Islam. Davon will allerdings die westliche Demokratie, aus welchen Gründen auch immer, nichts wissen.




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