Pseudonyme taugen auch nicht mehr viel. Während Agatha Christie immerhin fast 15 Jahre unter dem Namen Mary Westmacott neben ihren Detektivgeschichten auch romantische Erzählungen veröffentlichen konnte, ist im 21. Jahrhundert die Haltbarkeit eines Künstlernamens anscheinend extrem kurz. So währte die schriftstellerische Anonymität von Robert Galbraith nur schlappe drei Monate, bis bekannt wurde, wer sich dahinter verbirgt. Man man es der vom Verlag konzipierten Steigerung der Verkaufszahlen anlasten oder auch nur einer Schwachstelle im Mitarbeiterteam, jedenfalls ist die Katze aus dem Sack und hinter Robert Galbraith steckt in Wirklichkeit Joanne K. Rowling.
Und sie macht es gar nicht einmal schlecht, die Erfolgsautorin, die mit den Harry Potter Romanen zu Ruhm und Geld gekommen ist. "Der Ruf des Kuckucks" ist ein gelungenes Debüt als Kriminalschriftstellerin.
Cormoran Strike wird mit der Ermittlung des angeblichen Selbstmords von Lula Landry, ein berühmtes Model, beauftragt. Der Bruder der Toten ist davon überzeugt, dass es ein Mord gewesen ist. In bester britischer Krimitradition lässt Rowling ihrer Privatermittler in der Londoner Modeszene nach dem vermeintlichen Täter suchen. Unterstützt wird er dabei von seiner Aushilfssekretärin Robin, die sich mit mehr Eifer an den Ermittlungen beteiligt, als es Strike lieb ist.
Überhaupt sind die beiden Figuren der eigentliche Dreh- und Angelpunkt dieses Romans. Strike, ein Afghanistanveteran der britischen Armee, kriegsverletzt und zudem durch eine untypische Kindheit geprägt, ist der Underdog, der sich körperlich desolat, aber mit intaktem Moralgefühl durchs manchmal harte Londoner Leben schlägt. Robin, seine Assistentin, ist die wirklich gute Seele der Firma, doch finanziell dazu gezwungen, sich einen besser bezahlten Job suchen zu müssen. Es macht Spaß zu lesen, wie diese beiden so verschiedenen Typen sich während der Ermittlungen zusammenraufen und den Fall lösen.
"Der Ruf des Kuckucks" ist ein Kriminalroman, der die Leser in die oft grausame Welt der Londoner Modeszene führt. Schwierige familiäre Konstellationen und der Dünkel der Londoner Oberschicht machen die Suche nach dem Täter nicht unbedingt leichter.
Der Roman ist gut konstruiert und verliert niemals seine innere Logik. Er kommt ohne Gewaltszenen daher und der Leser muss seine Aufmerksamkeit schon etwas bündeln, wenn er den Ermittlungen, die in vielen ausführlichen Zeugenbefragungen durch Cormoran Strike bestehen, folgen will.
Mit Cormoran Strike, nicht zu vergessen seine Assistentin Robin, hat Rowling zwie Figuren geschaffen, die eine Fortsetzung dieser Reihe wohl wahrscheinlich werden lässt. Man darf also gespannt sein.
Meine Bewertung:
Veröffentlicht am 10. Dezember 2013