Buchkritik -- Susanne Gavénis -- Wächter des Elfenhains

Umschlagfoto, Susanne Gavénis, Wächter des Elfenhains , InKulturA Der Teenager Andion ist ein Außenseiter. Er leidet unter dem Spott seiner Mitschüler und auch für die Lehrer ist er ein Mensch, der eher Aggressionen als Mitgefühl weckt. Dabei ist Andion ein gefühlvoller Junge, der sich in Gegenwart von Bäumen wohler fühlt als in Häusern aus Beton und Stahl. Er leidet unter seinem Anderssein und findet nur in Ian Muldoon einen Freund, der ihm in schweren Momenten beiseite steht.

Ian ist es auch, der Andion und seine Mutter - beide befinden sich auf der Flucht vor dem gewalttätigen Vater, der einstmals Andions Mutter gefangen gehalten hat - beschützt und sie bei ihren Bemühungen, dem Vater zu entkommen, unterstützt. Andion spürt in seinem Inneren, dass er sich von seinen Mitmenschen auf eine Weise unterscheidet, die ihm zuerst Angst macht, die er mit Unterstützung von Ian jedoch langsam akzeptiert.

Sein Vater, Ogaire, der vor 90 Jahren das Herz des Elfenwaldes vergiftete, hat sich in die Menschenwelt begeben und ist jetzt auf der Suche nach seinem Sohn, dessen Fähigkeit und Kraft er benötigt, um seinen finsteren Plan zu verwirklichen.

Susanne Gavénis hat mit "Wächter des Elfenhains" einen Fantayroman geschrieben, der die Herzen der Fans dieses Genres höher schlagen lassen dürfte. Bereits auf den ersten Seiten wird der Leser von der Geschichte dermaßen fasziniert, dass er gar nicht anders kann, als sich mit dem jungen, aber an seinem Schicksal leidenden Helden zu identifizieren. Eine schier übermächtige Vaterfigur macht sich daran, den Sohn für seine eigenen dunklen Pläne zu missbrauchen.

Andion erkennt erst spät, dass er ein Wanderer zwischen den Welten ist. Zu seinem Entsetzen muss er jedoch feststellen, dass er auch in der Welt des Elfenhains nicht willkommen ist. Die Verzweiflung Andions beschreibt Susanne Gavénis mit solch brutaler Intensität, wie sie auch für einen Fantasyroman wohl ungewohnt ist.

Der Hass, mit dem Andions Vater ihn und seine Mutter verfolgt, und die negative Energie, die er aufbringt, um letztendlich zu obsiegen, wird von der Autorin literarisch dermaßen gekonnt verpackt, das die Leser das Gefühl der Hilflosigkeit und der Hoffnungslosigkeit Andions fast körperlich spüren können.

Aber wie immer, wenn ein guter Mensch, ein Helfer und ein Kämpfer gegen das Böse in Not gerät, taucht Hilfe aus unerwarteter Richtung auf. So auch hier - und mehr wird nicht verraten.

"Wächter des Elfenhains" von Susanne Gavénis ist ein Fantasyroman, der über die richtigen Zutaten für eine spannende und emotional anregende Lektüre bietet. Da ist der Held, der sich seiner Fähigkeiten und seiner Bestimmung lange nicht sicher ist. Er kämpft gegen seine Zweifel und gegen sein Schicksal und kann letzterem doch nicht entrinnen.

Es ist die Welt der Elfen mit all ihre Bewohnern, die Susanne Gavénis in ihrem Roman beschreibt. Leider haben die Menschen diese Welt, von der sie einst ein Teil waren, vergessen und trotzdem hängt alles Leben am Gedeihen oder Verderben des Elfenhains.

Das Böse ist schier übermächtig und Andions Schicksal ist es, sich dem letzten und entscheidenden Kampf zu stellen. "Wächter des Elfenhains" ist deutschsprachige Fantasyliteratur der Extraklasse.




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