Buchkritik -- Frank Goosen -- Förster, mein Förster

Umschlagfoto, Frank Goosen, Förster, mein Förster, InKulturA Förster hat ein Problem. Er wird bald 50 Jahre alt und damit voll auf Kurs ins letzte Lebensdrittel. Das bringt natürlich so manche Kalamität mit sich und die Gedanken, etwas falsch gemacht zu haben, etwas versäumt oder etwas zu viel des Guten getan zu haben, verfolgt einen Mann an der Schwelle des Alters.

Nicht viel anders geht es seinen Kumpels Fränge und Brocki. Alle drei verbindet eine lebenslange Freundschaft, doch trotzdem reagiert jeder auf seine Weise auf die Bedrohung des Altwerdens. Während Fränge seine langjährige Ehe wegen einer jüngeren Frau aufs Spiel setzt, hadert der Lehrer Brocki seit dem Tod seiner Frau mit sich und der Welt. Er, ein Lehrer, ist trotz seines fortgeschrittenen Alters noch nicht in der digitalen Welt angekommen - typisch Lehrer

Förster, mal mehr, mal weniger erfolgreich als Schriftsteller, ist ein Guter, den jedoch der Ausblick auf die noch bleibenden Jahre etwas verunsichert. Da passt es hervorragend, dass er seiner betagten Nachbarin, der Saxophonistin einer ehemaligen Frauenkapelle, dabei helfen kann, zu einem Jubiläumskonzert der alten Konzertgruppe zu erscheinen.

Frank Goosen hat mit Förster, mein Förster einen überaus sympathischen Roman über das Altwerden geschrieben. Mit viel Gespür für Atmosphäre und männliche Befindlichkeiten lässt er seine Figuren auf jeweils eigene Art reagieren. Stets beschreibt er mit viel Sympathie die melancholischen Anwandlungen ehemals sich unsterblich glaubender Männer, die auf einmal feststellen müssen, wie schnell der Rest des Lebens an ihnen vorbeizieht.

Jeder will auf seine Weise an der Vergangenheit festhalten, Fränge durch eine komplett irre Beziehung zu einer viel Jüngeren, Brocki durch seine "früher war alles Besser" Philosophie und Förster, ja der Förster befindet sich noch im Zweifel darüber, wie es denn sein wird, das Leben jenseits der fünfzig.

Förster, mein Förster, mit viel Ironie und etwas Sarkasmus geschrieben, ist ein charmanter kleiner Roman über die Tücken des letzten Drittels, der geschickt die Grenze zwischen leichter Melancholie und Sentimentalität hält. Wenn der Leser sich im gleichen Alter wie Goosens Figuren befindet, weiß er den Roman ganz besonders zu schätzen, denn vieles wird ihm sehr bekannt vorkommen.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 19. März 2016