Buchkritik -- Kent Haruf -- Ein Sohn der Stadt

Umschlagfoto, Buchkritik, Kent Haruf, Ein Sohn der Stadt, InKulturA Der amerikanische Traum ist ausgeträumt. Jedenfalls in Holt, eine Kleinstadt in Colorado, in der jeder jeden kennt. Man wurstelt sich durch, bei den meisten reicht es gerade so zum Leben und auch wer, wie Pat Arbuckle, der Ich-Erzähler dieses Romans, eine Ausbildung am College vorweisen kann, bleibt in der Regel sein weiteres Leben im Dunstkreis des kleinbürgerlichen Milieus dieses Kaffs.

Die Vergangenheit wird dort gelassen, wo sie hingehört – zumindest bis Jack Burdette, der eines Tages spurlos verschwand, nach über acht Jahren wieder in Holt auftaucht. Ein Tunichtgut der besonderen Art, denn Faulheit und Verschlagenheit war und ist seine Lebensart. Mit dem Geld einer Landwirtschafts-Kooperative war er abgehauen und ließ seine Frau und die Kinder zurück.

Arbuckle erinnert sich an den Werdegang Burdettes und zeichnet dabei ein Soziogramm der amerikanischen Kleinstadt. Holt, der immer wiederkehrende Mikrokosmos Kent Harufs, ist so typisch, dass es fast schmerzt. Es scheint, als würde ein Tag so wie der andere sein und erst das erneute Auftauchen des verlorenen Sohns der Stadt bringt Unruhe und Gesprächsstoff.

Glück, das muss Pat Arbuckle schmerzhaft erfahren, ist flüchtig und am Ende befindet sich jeder auf der Verliererseite. Ein stiller, nichtsdestoweniger intensiver Romans über die Unmöglichkeit gelingenden Lebens.




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Veröffentlicht am 17. Januar 2022