Buchkritik -- Hellmut Diwald -- Die Geschichte der Deutschen

Umschlagfoto  -- Hellmut Diwald  --  Die Geschichte der Deutschen Alle Versuche die Deutsche Geschichte auf die Zeit des Nationalsozialimus zu reduzieren, hat Hellmut Diwald 1978 mit seinen monumentalen Werk über die "Geschichte der Deutschen" widerlegt. Im Jahr 1999 wurde dieses Buch erneut, diesmal erweitert mit einer Fortschreibung von Karlheinz Weißmann, verlegt.

Auch wenn seit der Erstausgabe mehr als 20 Jahre vergangen sind, kann man dem Buch eine Aktualität bescheinigen, die manch anderem historischen Werk zum gleichen Thema nicht zugeprochen werden kann. Kennzeichnend für das Buch ist die Methode Diwalds, die Geschichte von der jüngsten Zeit aus zu beschreiben und sich von hier aus rückwärts in die Geschichte zu begeben.

Diwald beschreibt erst die historischen Ereignisse. Das Ergebnis steht im jeweiligen Vordergrund und erst hieraus werden die Handlungen die zu ihm geführt haben verständlich. Ob es sich dabei um die Vorgeschichte des Nationalsozialimus, des 1. Weltkriegs, des Deutschland unter Bismark oder des 30- jährigen Krieges handelt, immer zeigt Diwald Fehler und Interpretationsschwächen der beteiligten Politiker, bzw. Königen oder Kaisern auf. Geschichte ist für Diwald nicht monolithisch determiniert, sondern sie überläßt den Handelnden Spielräume des agierens und des reagierens.

Historische Fehleinschätzungen kommen dabei ebenso schonungslos ans Tageslicht, wie nationale Eitelkeiten und Verwirrungen. Geschichte passiert nicht einfach, sondern sie wird von realen Menschen gemacht. Da wo Menschen agieren kommt es auch zu Fehlern und Mißverständnissen. Diwald zeigt solche ohne ideologische Rücksicht auf.

Überhaupt fällt an diesem Werk die historischen Objektivität wohltuend auf. Fern von dem gerade schon in den späten siebziger Jahren dieses Jahrhunderts herrschendem Mainstream in der historischen Forschung, gelang es Diwald meisterhaft die Geschichte der Deutschen darzustellen. Er verweist auf bestimmte Kontinuitäten im Deutschen Wesen, aber auch auf gewisse immer wiederkehrende Probleme um Verhältnis zu anderen Nationen, wie z. B. England und Frankreich.

Ohne ideologische Festlegung führt Diwald den Leser durch die Deutsche Geschichte. Nicht irgendeine Parteiprogrammatik oder eine zu beweisende historische Theorie führt in dem Buch Regie, sondern die mehr oder weniger nüchternen Ergebnisse politischen Handelns. Der Autor zeigt Fehlentscheidungen und falsche Interpretationen auf, die zu historischen Katastrophen für das Deutsche Volk geführt haben. Der zweite Weltkrieg und der 30-jährige Krieg sind nur zwei von vielen Beispielen.

Das Buch besticht durch die Art und Weise, wie es Gesamtzusammenhänge darstellt. Es nimmt Abstand von der üblicherweise vorkommenden Fachterminologie und beschreibt schon fast literarisch die gesamte Deutsche Geschichte. Niemals langatmig, sondern immer fesselnd und historisch genau bearbeitet Diwald dieses komplexe Thema.

Wenn in unseren Schulen außer den 12 Jahren Nationalsozialismus überhaupt noch Geschichte gelehrt wird, dann sollte dieses Buch zum Unterrichtsstoff gehören. Aber das verhindert zur Zeit leider der aktuelle politischen Mainstream.




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