Buchkritik -- Peter Scholl-Latour -- Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?

Umschlagfoto  -- Peter Scholl-Latour   --  Kampf dem Terror - Kampf dem Islam? Ist der von den USA proklamierte Krieg gegen den Terror ein Krieg gegen den Islam? Dieser spannenden und für die Zukunft so entscheidenden Frage geht Peter Scholl-Latour in seinem neuesten Buch nach. Schon durch die Auswahl des Untertitels macht er deutlich, daß es sich um einen Konflikt handeln wird, der sich nicht mehr regional eingrenzen läßt, sondern der an vielen Fronten geführt werden wird. Durch seine Reportagen und Bücher hat sich Peter Scholl-Latour immer als ein überaus gut informierter Korrespondent erwiesen und dieses Buch macht keine Ausnahme.

Er berichtet über die aktuellen Konfliktregionen wie Afghanistan, Irak und Israel, aber auch über die bislang noch nicht ins europäische Bewußtsein getretenen Konfliktmöglichkeiten in Indien, Pakistan, Usbekistan und China. Er schildert wie immer aus eigener Anschauung und eigenen Erlebnissen die Situation vor Ort. Bezugnehmend auf seine vor Jahren gemachten Erfahrungen, gelingt es ihm, dem Leser ein historisches und geopolitisches Panorama zu beschreiben, welches an Information und Aktualität seinesgleichen sucht.

Natürlich läßt er neben aller objektiven Berichterstattung auch subjektive Einschätzungen mit einfließen. Diese Tatsache macht seine Schilderungen so überaus lesenswert und sorgt für eine ungeheure aktuelle Brisanz. Politische Entwicklungen resultieren aus historischen Tatsachen. Politische Fehleinschätzungen bedingen katastrophale Fehler. Dieser Tenor durchzieht sein gesamtes Werk. Falsche, unzureichende oder vorschnelle Beurteilungen verhindern richtige Entscheidungen. Wirtschaftliche Interessen diktieren politische Entschlüsse. Als Beispiel aus jüngster Zeit läßt Scholl-Latour den Afghanistankrieg Revue passieren. Einst von den USA in ihrem Kampf gegen die UdSSR unterstütze Rebellen wandelten sich zu Feinden der USA. Der US-amerikanischen Schulterschluß mit Israel und das absolut unkritische Verhalten gegenüber der israelischen Palästinenserpolitik hat in vielen Staaten mit islamgläubiger Mehrheit bestehende Ressentiments gegenüber den USA verstärkt.

In eben diesen Staaten herrscht mitnichten die von Amerika propagierte Freiheit, sondern sie werden von Despoten und Diktaturen beherrscht. Insofern ist die Politik nicht nur der USA, sondern aller westlichen Mächte in den Augen der jeweiligen, mehrheitlich muslimischen Einwohner nur Makulatur. In allen den von Scholl-Latour genannten Länder würden bei freien Wahlen die Islamisten den Sieg erringen. Für einen steigenden Druck sorgt ebenfalls der demographische Faktor. Im Gegensatz zu westlichen Staaten, die unter Bevölkerungsrückgang leiden, explodieren die Geburtenraten in islamischen Ländern. Daß gerade diese Staaten den westlichen Werten und Moralvorstellungen äußerst skeptisch gegenüberstehen oder sie sogar vehement ablehnen, ist kein Geheimnis mehr.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren, ob der Kampf gegen den Terror gleichzeitig ein Kampf gegen den Islam ist, muß man, wie es Scholl-Latour vormacht, tief in die jeweiligen Gesellschaften eintauchen, Stimmungen erspüren und ein Gefühl für politische, gesellschaftliche und religiöse Spannungen besitzen. Genau dieses Instrumentarium steht Peter Scholl-Latour neben einer immer wieder mit Humor zu lesenden, fast Gutsherrlichen Art zu schreiben, zur Verfügung. Diese Mischung aus Biografie und Politik, aus Beruf(ung) und Geschichte machen seine Reportagen und Bücher so überaus lesenswert und interessant. Einen großen Teil dieses weiten Horizontes wünscht man gerade deutschen Politikern, die sich in der aktuellen rot-grünen Regierungskoalition mit selbstgerechter Nabelschau zufriedengeben, anstelle unser Land auf die zweifellos kommenden Probleme vorzubereiten.

Dieses Buch von Peter Scholl-Latour ist jedenfalls eine, wie gewohnt, brillante Analyse der politischen Verhältnisse in den zukünftigen Konfliktstaaten.




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