Buchkritik -- Claus Kappl -- Endlager

Umschlagfoto  -- Claus Kappl  --  Endlager Wenn politische Entscheidungen und die in deren Kielwasser auftauchenden finanziellen Interessen im Bayerischen Wald ihr Zielgebiet finden, ist es mit der Idylle vorbei. Diese Erfahrung muss auch Kommissar Kleintaler machen. In Waldkirchen, einen kriminalistisch eher ruhigen Ort ist auf einmal der Teufel los. Ein schwer verletzter Bauer verschwindet scheinbar spurlos und zu allem Überfluss bekommt Kleintaler, der sich berechtigte Hoffnungen auf den Posten des Dienststellenleiters gemacht hat, aus, wie sich später erweist, politischen Gründen einen mehr als unangenehmen Vorgesetzten vor die Nase gesetzt. Zum Glück stellt sich mit Tina Hartmann eine neue und junge Kollegin vor, mit der der Kommissar von Anfang an harmonisch zusammenarbeiten kann.

Der Fall des verschwundenen Hofbesitzers Johannes Behr entwickelt sich zu einem ermittlungstechnischen Albtraum für Kleintaler und erst durch das spurlose Verschwinden des Pensionsgastes seiner Tante Martha, Otmar Papke, kommt er langsam den Zusammenhängen auf die Spur. Ausgehend von den auf dem Laptop Papkes gefundenen Protokollen kommen Kleintaler und seine junge Kollegin einem industriellen Komplott auf die Spur, das, hinter dem Rücken der Einwohner, deren Region zum Endlager für radioaktiven Restmüll machen will.

Claus Kappl erzählt in seinem Roman "Endlager" eine spannende Geschichte mit mehr als nur einem Hauch von Lokalkolorit. Seine Personen, allen voran Georg Kleintaler, ein gestandener und mit wahrer Bierruhe ausgestatteter Kommissar, seine Frau Marianne, die dem Ermittler das bereitet, was man zum Glück in dieser Region noch Heim nennen darf und Tante Martha sind allesamt typische Vertreter dessen, was der allzeit unter Termindruck stehende Großstädter, mit etwas neidischem Blick, sich als ruhige Zeitgenossen vorstellen mag.

Doch die Oberfläche täuscht einmal mehr. Manche Bewohner von Waldkirchen und seiner ländlichen Umgebung haben ein dunkles Geheimnis und die Idylle ist nur eine scheinbare. Während das Endlager die Zukunft der Gegend bedroht, wird die Gegenwart durch die Verbrechen der Vergangenheit beeinflusst.

"Endlager" ist ein Kriminalroman, der ohne die genreüblichen Effekte auskommt. Claus Kappl versteht es ausgezeichnet, seine Figuren glaubwürdig und mit ehrlichem Realismus darzustellen. Hand aufs Herz, welcher Leser würde nicht gern zusammen mit Kommissar Kleintaler die Kochkünste seiner Ehefrau und die der Tante Martha genießen wollen?

Kommissar Kleintaler ist absolute Klasse und äußerst kultverdächtig.




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