Buchkritik -- Sven Felix Kellerhoff -- "Mein Kampf" - Die Karriere eines deutschen Buches

Umschlagfoto, Sven Felix Kellerhoff, "Mein Kampf", Die Karriere eines deutschen Buches, InKulturA Auch Bücher können Phantome sein. So zumindest im Fall des von Adolf Hitler während seiner Haft in Landsberg geschriebenen Buches "Mein Kampf", in dem er, lapidar ausgedrückt, seine Sicht der Dinge niederschrieb. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, ist der Besitz, Kauf und Verkauf in Deutschland, mit Ausnahme antiquarischer Exemplare, verboten. Der erste Band erschien 1925 und seit 1945 ist das Buch in Deutschland nicht mehr veröffentlicht worden.

Ende 2015 laufen die Urheberrechte, die bis jetzt beim Freistaat Bayern lagen, ab und das Institut für Zeitgeschichte in München plant, im kommenden Jahr Originaltexte von Adolf Hitler mit zahlreichen wissenschaftlichen Kommentaren sowie Einleitung und Register versehen, als zweibändige Ausgabe zu veröffentlichen.

Sven Felix Kellerhoff zerstört mit seinem Buch "'Mein Kampf' - Die Karriere eines deutschen Buches" den Mythos, den bestimmte Kreise diesem Werk anheften wollen, gründlich auf. Hitler, so Kellerhoff, wollte mit der Niederschrift seiner Weltanschauung ganz profan Geld verdienen, da er seit seiner Entlassung aus dem Militär über kein geregeltes Einkommen verfügte. Zwar veröffentlichte er periodisch Artikel im "Völkischen Beobachter", doch im Grunde war er ein mittelloser, aber wortgewandter politischer Bohemien, der von wohlhabenden Sympathisanten der Münchner Gesellschaft ausgehalten wurde.

Kellerhoff analysiert das, so die Verlagswerbung im Dritten Reich "... Buch der Deutschen" und zeigt, nachdem er kurz den Inhalt zusammenfasst, die Widersprüche und historischen Verzerrungen nicht nur der autobiographischen Textstellen auf. Zudem, so der Autor weiter, ist sowohl die Rassenideologie, die die Vernichtung der Juden vorsah als auch die kruden Pläne "Lebensraum" im Osten zu schaffen, Bestandteil der teilweise wirren Argumentation Hitlers.

Obwohl Kellerhoff nichts wirklich Neues präsentiert - die zahlreichen Biographien über diesen Diktator beweisen das - ist sein Buch jedoch, jedenfalls so lange sich der historisch interessierte Bürger aus politischer Gründen keine eigenen Meinung bilden darf, eine profunde Quelle, um sich mit den Abgründen des Hitler´schen Wahns zu beschäftigen.

In Bezug auf Steurvermeidungstaktiken bezüglich der Einnahmen aus den Veröffentlichungen seines Buches ist er, der doch niemals müde wurde, über deutsche Tugenden zu schwadronieren, ein überaus findiger Spitzbube gewesen.

Worauf der Autor allerdings leider nicht eingeht, ist die Faszination, die in den Abschnitten über politische Propaganda liegt. Hitler beschreibt dort unverhohlen, wie er plant, die Massen politisch zu manipulieren. Ein bis heute mustergültiges Stück angewandter Psychologie.




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Veröffentlicht am 6. Dezember 2015