Buchkritik -- Manfred Kleine-Hartlage -- Das Dschihadsystem

Umschlagfoto  -- Manfred Kleine-Hartlage  --  Das Dschihadsystem Nicht erst seit der dramatischen Zunahme von sog. "Ehrenmorden", Zwangsheiraten und Straftaten krimineller Jugendbanden mit Migrationshintergrund aus dem türkisch-arabischen Milieu müssen sich die politisch verantwortlichen Deutschlands die Frage stellen, ob die Integration von Moslems in einer säkularen Gesellschaft überhaupt möglich ist. Manfred Kleine-Hartlage hat sich in seinem Buch Das Dschihadsystem ausführlich mit dieser Frage beschäftigt und kommt zu erschreckenden Ergebnissen.

Europäisches Denken besitzt seit der Aufklärung die, wie der Autor es nennt, kulturelle Selbstverständlichkeit in einem politischen System zu leben, welches zum einen Kirche und Staat strikt voneinander trennt, zum anderen ein unabhängiges Rechtssystem besitzt, das den Bürger vor rechtlich bedenklichen Auswüchsen des Staates schützt. Ein demokratisches Mehrparteiensystem sorgt für Transparenz der politischen Entscheidungen, eine, mehr oder weniger, unabhängige Presse sorgt für die notwendigen Informationen und die Bürger besitzen eine von Gesetzen geschützte Freiheit.

Dieses System, dessen Nutznießer sich anscheinend nicht mehr darüber bewusst sind, dass einmal der Fall eintreten kann, für seine Freiheit kämpfen zu müssen, trifft seit Jahren auf einen Gegner, der aufgrund seiner eigenen kulturellen Selbstverständlichkeit diese Rechte und die daraus resultierende Freiheit negiert. Der Islam ist zu einer ernst zu nehmenden Herausforderung des europäischen Selbstverständnisses geworden.

Manfred Kleine-Hartlage analysiert den Koran anhand einer exemplarischen Exegese auf seine Bedeutung für gläubige Muslime und die daraus resultierenden Probleme für einen möglicherweise stattfindenden Dialog mit der westlichen Zivilisation. Der Koran ist eine Matrix, die alle Bereiche des Lebens umfasst. Er ist nicht nur, wie viele Nichtmoslems glauben, ein religiöses Buch, ähnlich dem der Bibel, sondern sein Einfluss reicht tief in das Alltagsleben hinein. Er ist zugleich ein Gesetzbuch (Scharia), welches das gesellschaftliche und private Leben regelt und dessen Einfluss sowohl Speisevorschriften beinhaltet als auch, für das westliche Denken skurril, die Frage, ob man während des Ramadans Fußball spielen darf.

All dies darf, wie Kleine-Hartlage eindringlich warnt, nicht als ein zu vernachlässigender Faktor gelten, sondern zeigt deutlich die Unterschiede in den beiden aufeinanderprallenden kulturellen Selbstverständlichkeiten. Hat sich das Christentum schon längst von einer aggressiven Missionierung verabschiedet, so ist der Kampf gegen "Ungläubige" ein wesentlicher Bestandteil des Korans und damit auch die Pflicht jedes einzelnen Moslems.

Der Dschihad, der religiöse Kampf gegen diejenigen, die nicht den "wahren" Glauben besitzen, durchzieht den gesamten Koran. Ausschließlich der Moslem ist in Besitz der Wahrheit und kann erst dann zufrieden sein, wenn dieser Anspruch global verwirklicht wurde. Nicht nur an diesem Punkt liegt die Kampfzone zwischen westlich-aufgeklärtem Denken und einem Glauben, der seit über 1000 Jahren in seiner Ursprungsversion daherkommt.

Der Autor brandmarkt es als großen Fehler, wenn das intellektuelle und politische Establishment Deutschlands der Meinung ist, man müsse nur mit den "Segnungen" des westlichen Denkens locken und alle Muslime würden sich freudestrahlend in die säkularisierte Gesellschaft integrieren. Das Gegenteil ist der Fall. Die Werte des Westens sind denen des Islam diametral entgegengesetzt. Frauenrechte, Minderheiten, Religionsfreiheit, Familienpolitik und individuelle Freiheit, überall vertritt der Islam eine mit demokratischen Idealen nicht vertretbare Haltung. So wenig der Koran im Lauf der Jahrhunderte eine Anpassung erfahren hat, so wenig wird der "Dialog der Kulturen" positive Früchte tragen. Bislang hat er sich ausschließlich durch das freiwillige Preisgeben von Positionen hervorgetan.

Manfred Kleine-Hartlage warnt eindringlich davor, aus Gründen einer politischen Korrektheit, die in Wirklichkeit schon die Angst vor den wahrscheinlich zukünftig Herrschenden darstellt, westliche Werte zur Disposition zu stellen. Der Punkt ist erreicht, an dem entschlossenes Handeln geboten ist, um auch unseren Kindern und Enkeln weiterhin ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung zu garantieren. Ob die politischen Eliten dies jedoch ebenfalls so sehen, muss stark in Zweifel gezogen werden.




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