Buchkritik -- Sue & Wilfried Schwerin von Krosigk -- Der Minutenschläfer

Umschlagfoto, Buchkritik, Sue & Wilfried Schwerin von Krosigk, Der Minutenschläfer , InKulturA Hasi, eigentlich Hartung Siegward Graf von Quermaten zu Oytinghausen, ist der etwas aus der Art geschlagene Sprößling eines alten Adelsgeschlechts. Wohlerzogen, immer auf die Etikette achtend, befindet er sich aufgrund fehlenden Durchsetzungsvermögens bei universitären Prüfungen, vulgo Studienabbrecher, im Zustand prekärer Permanenz. Da passt es gut, das ihm ein alter Freund einen Job in dessen Immobilienfirma anbietet. Doch bereits sein erster Auftrag scheitert an Hasis Ehrlichkeit. Welcher Hausverkäufer weist potentielle Kunden auch auf gravierende Mängel des Objekts ihrer Begierde hin?

Bei einem Unfall, ein Auto schneidet Hasi und sein klappriges Fahhrad, gerät er ins Visier der Polizei, die ihn verdächtigt, einen Coup im Berliner Bezirk der Reichen und Schönen, Grunewald, zu planen. Als ausgerechnet in der Villa, vor der Hasi verunfallte ein Mord geschieht, wird Lydia Klimm, die Chefin der achten Mordkommission, auf ihn aufmerksam.

Hasi, bestens in der Berliner Schickeria, eingebildeter und echter Adel, vernetzt, erhält eine weitere Chance, seinen Lebensunterhalt mit Arbeit zu verdienen. Er soll in der Abwesenheit des Besitzers, dessen Villa, in der sich wertvolle Artefakte befinden, hüten. Eine Tätigkeit, die leicht zu bewerkstelligen sein sollte, so glaubt zumindest Hasi, nicht ahnend, dass ihn dieser Job beinahe Kopf und Kragen kosten würde.

"Der Minutenschläfer" von Sue & Wilfried Schwerin von Krosigk ist amüsanter Kriminalroman, der seinen Helden wider Willen in so manche Situation bringt, die dem Leser ein schallendes Gelächter abfordert. Der Roman ist eine muntere Reise durch die Berliner Kunst- und Esoterikszene, zugleich auch eine Persiflage auf die hermetisch abgeschlossene "bessere Gesellschaft" der Hauptstadt.

Man kennt sich und hilft sich gegenseitig weiter, wovon Hasi natürlich profitiert, kann er doch auch ohne belastendes Wissen und hinderliche Kenntnisse an Gelegenheitsjobs, vorzugsweise in gehobenem Ambiente, kommen.

Trotz Hasis Resistenz gegenüber bürgerlichen Erwerbsmodellen ist er ein überaus sympathischer, doch etwas naiver Zeitgenosse, dessen Konto stets ebenso leer wie sein Kühlschrank ist und der, welches menschengemachte Missgeschick ihn auch zustößt, sein positives Menschenbild partout nicht der manchmal schnöden Realität anpassen will. Man muss ihn einfach mögen.




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Veröffentlicht am 4. Dezember 2016