Buchkritik -- Benjamin Kaiser -- Kulturmarxismus

Umschlagfoto, Buchkritik, Benjamin Kaiser, Kulturmarxismus, InKulturA Die (westliche) Welt, so wie wir sie kennen, die von unseren Eltern mitgestaltet wurde, in der festen Überzeugung, dass es ihren Kindern einmal besser gehen würde, dass sie sicher leben und die schwer errungenen individuellen und gesellschaftlichen Freiheiten erhalten und davon profitieren können, befindet sich in einem rasanten Wandel, in einer Phase des, so hat es vor über 100 Jahren bereits Friedrich Nietzsche, freilich in einem genau entgegen gesetzten Sinn, formuliert „Umwertens aller Werte“.

Das was bislang als Fundament unserer Gesellschaft galt, die Trias aus Familie, Glaube und Nation, steht unter heftigem Beschuss eines Feindes, der nicht nur von außen, sondern hauptsächlich von innen sein subversives Werk betreibt, die Ideologie der globalen Gleichheit, das Negieren von individuellen Unterschieden, das Leugnen der biologischen Fakten Mann und Frau und die Zerstörung gesellschaftlicher Werte, um, als letztes Ziel, das Paradies bereits im Diesseits zu realisieren, nämlich die Transformation der Staaten in globales multiethnisches Konglomerat mithilfe einer gezielten Massenmigration.

Diese zerstörerische Ideologie ist der Kulturmarxismus, dessen Ursprünge und die daraus resultierenden aktuellen Verwerfungen Benjamin Kaiser in seinem gleichnamigen Buch akribisch auflistet. Zugegeben, der Begriff Kulturmarxismus, ursprünglich ein politischer Begriff der US-amerikanischen Alt-Right Bewegung, der den zunehmenden Einfluss politisch weit links stehender Gruppen beschreibt, ist auch für den politisch interessierten Menschen nicht ohne weiteres verständlich, denn, so der Irrglaube bürgerlichen Denkens, der Marxismus ist scheinbar Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Zusammenbruch des Kommunismus auf dem Müllplatz ideologischer Systeme entsorgt worden.

Um also diesen Begriff in seiner derzeitigen Komplexität zu erfassen, ist es notwendig, sich mit dessen historischer Genese zu beschäftigen, um den aktuellen Gestaltwandel in Gänze verstehen zu können. Kurz gesagt, der Marxismus verspricht eine Zukunft, in der die Menschen frei und gleich sind, da das kapitalistische Wirtschaftssystem, welches die Proletarier, die bis jetzt noch unter der Knute der Kapitalisten für deren Gewinne arbeiten müssen, überwunden ist.

Die historische Entwicklung bzw. die Realisierung dieser Ideologie nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland erwies deren eklatante Schwächen und demaskierte spätestens nach Stalins physischer Ausrottung der russischen und ukrainischen Klein- und Mittelbauern und den daraus sich ergebenden Hungersnöten ab den 1930er Jahren diese Utopie einer gerechten, sozialen und freien Welt als menschenverachtendes Trugbild. Was allerdings viele westeuropäische Intellektuelle nicht davon abhielt, weiterhin auf eine Veränderung der Gesellschaft im Sinn marxistischer Gedanken zu zielen.

In Deutschland war es die sog. Frankfurter Schule, eine Gruppe von Sozialwissenschaftlern und Philosophen, die ab 1924 in dem in Frankfurt am Main eröffneten Institut für Sozialforschung tätig waren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierten Teile dieser Gruppe in die USA, kamen nach Kriegsende wieder nach Deutschland und das Institut wurde mit finanzieller Unterstützung der amerikanischen Besatzungsmacht, staatlicher deutscher Institutionen und anderen Geldgebern neu aufgebaut.

Dessen Intention blieb jedoch dieselbe, die Abschaffung des Kapitalismus durch Veränderung, besser ausgedrückt, durch gezielte Zerstörung der Familie als angebliche Keimzelle des Faschismus/Kapitalismus und die Entwicklung von Methoden und pädagogisch-psychologischen Maßnahmen, welche sowohl die individuelle Persönlichkeit als auch deren angeblich zugrunde liegenden autoritären Strukturen offen legen sollten, um diese anschließend, immer das marxistische Paradies im Auge, gezielt zu vernichten.

Nun war bekanntlich, wir wissen das aus der jüngsten Geschichte, die Zielgruppe des marxistischen Universitätsbiotops, die Arbeiter, das Proletariat der jungen Bundesrepublik, aufgrund des Wirtschaftswunders resistent gegenüber diesen utopischen Endzeitvorstellungen und so änderte sich ab den 60er Jahren die Vorgehensweise der „deutschen Intellektuellen“, die erkannten, dass für die Veränderung des kapitalistischen Systems und die Transformation der Gesellschaft ein langer Atem notwendig ist, der als „Marsch durch die Institutionen“, die dauerhafte Besetzung einflussreicher Positionen in Politik, Justiz, Kirchen, Bildung und Medien, erfolgreich war und heute durch die Macht und den Einfluss des polit-medialen Kartells daran arbeitet, die Gesellschaft im Interesse dieses Kartells zu verändern.

Damals wie heute, das stellt Benjamin Kaiser klar, betrachten sich die Zerstörer der Gesellschaft als geistige Elite, welche die Aufgabe hat, die Mehrheit der Bürger dazu zu bringen, sich den destruktiven Ideen und Zielen dieser kleinen, jedoch bestens vernetzten und einflussreichen Gruppe zu beugen. Dabei ist diese selbst ernannte Elite, ob sie sich dessen bewusst ist, darf bezweifelt werden, nur der Steigbügelhalter für einen entfesselten globalen Neoliberalismus, der im Namen der Profitmaximierung die totale Freizügigkeit von Kapital, Warenverkehr und Menschen verlangt. Nationen und Grenzen, Familien und deren solidarisches Verhalten, Religion und Glaube und besonders die gesellschaftliche und kulturelle Homogenität stehen dem natürlich im Weg und sind nicht zuletzt deshalb die erklärten Feinde des Kulturmarxismus.

Lassen wir den Autor sprechen: "Die Auflösung traditioneller Bindungen und Solidargemeinschaften, von der Familie bis zum Volk, ist mehr als ein Programmpunkt auf der kulturmarxistischen Agenda. Mit der Auflösung dieser Bindungen entsteht nämlich keine Freiheit, [...], sondern eine neue Form der Tyrannei. Menschen, die sich weder einer Familie, einer Religion, noch einer Nation mehr zugehörig fühlen, sind der neuen Ideologie gänzlich verfügbar. Ihr neues Weltbild ist rein materiell und egoistisch auf eine Art Nutzen-Kosten-Rechnung fokussiert."

und

"So entsteht mit dem neuen bindungslosen Menschen eine ökonomisch durchrationalisierte, globale Effizienzgesellschaft. In dieser schönen neuen Welt wird der Einzelne zum atomisierten, urbanen Konsumenten. Er wird, [...], zunehmend von sozialen Transferleistungen abhängig und damit zum Spielball staatlicher und nichtstaatlicher Institutionen."

Um die Menschen zu ihrem Glück zu zwingen, ist jedes Mittel recht. Die Ausgrenzung von Menschen mit abweichender Meinung, die Kriminalisierung Andersdenkender, die bereits in der Kita beginnende Indoktrination, die, weiterführend in der Schule, von den Universitäten fortgesetzt wird. Dazu kommt der Missbrauch der Medienmacht, die, längst gleichgeschaltet, sich als Hofberichterstatter und Claqueure des angewandten politischen Irrsinns verstehen.

Obwohl das polit-mediale Kartell nicht müde wird, die alternativlose Zukunft, das Paradies des Kulturmarxismus als eine Welt der Toleranz, des Friedens und der Gleichheit darzustellen, wenn es denn endlich gelingen sollte, Familien, Nationen, Rassen und die biologische Festlegung des Individuums abzuschaffen, wird, so Benjamin Kaiser, dieses Projekt scheitern, weil es eines außer Acht lässt, die unter der Oberfläche menschlichen Verhaltens brodelnden Triebkräfte.

In das entstehende gesellschaftliche Vakuum, in die künstlich erzeugte Leere, die nur scheinbar Vielfalt und Toleranz darstellt, werden ganz andere, bereits jetzt deutlich erkennbare Kräfte drängen, die das kulturmarxistische Modell als das demaskieren, was es in Wirklichkeit ist, eine gefährliche, die Gesellschaft zersetzende Illusion.

Wer die Hintergründe für die sukzessive Auflösung unserer Gesellschaft wissen will, der kommt an der Lektüre dieses Buches nicht vorbei. Lesen und weitererzählen.




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Veröffentlicht am 20. Januar 2020