Buchkritik -- Manfred Geier -- Aufklärung - das europäische Projekt

Umschlagfoto  -- Manfred Geier, InKulturA In Zeiten, in denen der Verstand und die Vernunft Gefahr laufen auf der Strecke zu bleiben und anstelle deren die politische und mediale Kaste vermehrt "alternativlose" Ideologien auf den Markt der Kurzlebigkeit werfen, kommt ein Buch über die Aufklärung gerade zur rechten Zeit. Wir erleben aktuell die Wiederkehr dunklen Denkens, das sich gegen Erkenntnis und Intelligenz erhebt. Die herrschenden Eliten haben sich, so erweckt es den Anschein, von jeglicher Rationalität und Diskursbereitschaft entfernt und sind eifrig darum bemüht, ihrem Handeln eine sakrale Bedeutung beizumessen und die Kritik daran als moderne Blasphemie und Ketzerei zu desavouieren.

Hermetisch abgeschottet in ihrer eigenen Selbstreferentialität treiben sie ihr gefährliches Spiel der sanften, den Bürger sukzessive manipulierenden Diktatur. Klimawandel, Energiewende, Masseneinwanderung - sogar Immanuel Kant sprach davon, dass das Weltbürgerrecht auf "Hospitalität" begrenzt bleiben müsse - und ein vermehrt aggressiv auftretender Islam, der, zumindest von offizieller Seite auf keinen nennenswerten Widerstand zu treffen scheint, stellen die europäischen Gesellschaften und damit auch das Erbe der Aufklärung in Frage und gefährlich nah an den politischen und demokratischen Abgrund.

Manfred Geier zeigt in seinem Buch "Aufklärung - das europäische Projekt" den manchmal harten und steinigen Weg, den die Vernunft gehen musste, um sich erfolgreich gegen Indoktrination und Willkür zur Wehr zu setzen. Ausgehend von den englischen Aufklärern Locke und Shaftesbury, über die "bösen" französischen Philosophen Diderot, Voltaire, Rousseau und den Salon um d'Holbach hin zu den preußischen Denkern der Freiheit Mendelssohn, Kant, Humboldt bis zu Karl Popper und Hannah Arendt, zieht Geier eine durchgehende Linie des Kampfes gegen Intoleranz und Engstirnigkeit.

Dass diese in der aktuellen Politik eine neue politisch-ideologische Sakralität erhalten, ist evident. Der Euro- und Bankenrettungswahn, die ungesteuerte Einwanderung von Menschen, die aus Ländern stammen, die weder kulturell noch politisch mit dem europäischen Freiheitsbegriff kompatibel sind, die politisch motivierte Lüge vom menschenverursachten Klimawandel und die Vernachlässigung des Eigenen zugunsten des Fremden unter der Prämisse der Kulturoffenheit sind nur einige Beispiele auf der Liste der neuen ideologischen Intoleranz.

All das, was das politische, gesellschaftliche und soziale Leben in Europa geprägt hat, das Streben nach individueller Freiheit, der Kampf gegen den (Irr)Glauben und das Vertrauen in die Kraft des menschlichen Verstandes, all das steht derzeit zur Disposition. Die Politik hat sich verselbständigt und ist mit ihren willigen Helfern in den Medien dabei, diesen Kontinent in einen Zustand zu transformieren, in dem neue Dogmen aufgestellt werden, deren Kritik unerwünscht ist und der die Kritiker als "Staatsfeinde" diskreditiert.

Kant`s Maxime "Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen" scheint außer Kraft gesetzt worden zu sein. Parteien und die mediale Dauerberieselung sorgen mit einer konzertierten Aktion dafür, dass der politische Wille des Bürgers auf Nebenschauplätzen entsorgt wird und den herrschenden Eliten nicht mehr gefährlich werden kann. Mit diesem Bemühen dekuvriert sich der Staat als moderne Form der Despotie, die unter dem Mäntelchen der Demokratie ihr übles Spiel macht. Das zu erkennen und zu entlarven war und ist die Aufgabe jedes aufklärerischen Denkens.

Manfred Geier hat die europäische Tradition des freien Denkens beschrieben. Zu dieser gilt es zurückzufinden. Die "Aufklärung - das europäische Projekt" ist in großer Gefahr. Die (Partei) Politik und das Medienkartell hat sich den Staat unter den Nagel gerissen und dagegen müssen sich die Bürger zur Wehr setzen. Das funktioniert jedoch nur, wenn sie bereit dazu sind, sich aus den Fängen der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien. Das Nachdenken über die politisch verordneten Denkmuster und Deutungshoheiten wäre ein guter Anfang. Aufgeklärtes Denken ist der Feind jeder politischen Korrektheit.

Die vom Autor in seinem Buch portraitierten Philosophen und der von ihnen bewiesene Mut angesichts staatlicher Verfolgung können dabei eine große Hilfe sein.




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