Buchkritik -- Arne Dahl -- Neid

Umschlagfoto, Arne Dahl, Neid, InKulturA Der dritte Einsatz der OPCOP-Truppe, einer multinational zusammengesetzten Polizeieinheit, führt das Team um Paul Hjelm in die kriminellen Strukturen der organisierten Bettlermafia und, als ob das noch nicht genug wäre, auch in den Kampf interessierter Kreise gegen die bahnbrechende Erfindung einer revolutionären Batterietechnik, die die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen mit einem Schlag beenden könnte.

"Neid" und damit leider auch Arne Dahl, alias Jan Arnald, kommt weniger als ein Kriminalroman daher, sondern eher als Auftragspublikation einer allmächtigen, freundlichen und paternalistisch agierenden Europäischen Union. So müssen die Kollegen von Hjelm an einer inoffiziellen Ermittlung teilnehmen und sogar der inzwischen im Ruhestand lebende Gunnar Nyberg wird wieder reaktiviert, um dem Team Hilfestellung zu geben.

Nun soll man ja einen Kriminalroman eher an seiner fiktiven Handlung messen als an möglichen Unstimmigkeiten mit der Realität. Doch in diesem Fall beschleicht den Leser an vielen Stellen das Gefühl, ein Propagandawerk vor sich zu haben, das ein Loblied auf die hart arbeitenden und ausschließlich das Wohl der europäischen Bürger im Sinn habenden EU-Kommissare singt.

So plant die französische EU-Kommissarin Marie Barrière in wenigen Tagen eine Grundsatzrede zu halten, besser gesagt, einen Gesetzesentwurf vorzustellen, in dem sie das Verbot von durch Benzin betriebenen Fahrzeugen in den europäischen Großstädten bis zum Jahr 2016 fordert.

Diese Idee weckt allerdings Widerstand in den Reihen derjenigen, die derzeit am Status Quo verdienen und so wird der Versuch unternommen, Marie Barrière zu diskreditieren. Paul Hjelm schaltet sich ein und ermittelt auf eigene Faust und, was im realen Kontext der demokratisch fragwürdig legitimierten EU-Kommissare besonders bedenklich ist, stellt sich mit seinen Methoden außerhalb des Rechts. Nicht nur, dass er selbiges beugt, nein er bricht es ganz offen, indem er die Anwendung von Gewalt als legitimes Mittel betrachtet - und auch einsetzt - um die EU-Kommissarin vor den mögliche Folgen einer Erpressung zu bewahren.

Natürlich ist der Roman "Neid" eine Fiktion, die in erster Linie der Unterhaltung dienen soll. Doch, und das macht diesen Thriller so bedenklich, er liest sich über lange Stellen wie ein Artikel aus der Pressestelle der Europäischen Union, der nicht müde wird, die Segnungen eurokratischer Gesetzgebung zu propagieren.

Nein, es macht keinen Spaß diesen Kriminalroman zu lesen. Das OPCOP-Team ermittelt im Fall des organisierten Menschenschmuggels an dermaßen vielen losen Fäden, dass der Leser Mühe hat, diesen zu folgen. Warum, um nur einen der großen logischen Widersprüche zu nennen, benutzt das Team erneut eine Überwachungstechnik, die doch bereits beim ersten Mal den Tod der zu überwachenden Person verschuldet hat?

Der Leser wird auf den immerhin 512 Seiten des Romans mehr als einmal Zeuge, wie die Mitglieder der OPCOP-Truppe mehr oder weniger durch Zufall auf die richtige Spur geführt werden. Da ist der kundige Leser dieses Genres doch bessere und spannendere Ermittlungsarbeit gewohnt.

Dass ganz zum Schluss auch noch vermeintlich in einem früheren Einsatz getötete Kollegen wieder auftauchen, macht die ganze Angelegenheit nicht eben plausibler. "Neid", der dritte Roman einer auf vier Bücher angelegten Krimiserie, macht keine Lust auf den letzten Band, zumal es Paul Hjelm und seinem Team immer weniger daran gelegen zu sein scheint, den großen Unbekannten, der in allen bisherigen Bänden im Hintergrund die Fäden zieht, dingfest zu machen.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 26. Februar 2014