Buchkritik -- Ludger Lütkehaus -- Das nie erreichte Ende der Welt

Umschlagfoto  -- Ludger Lütkehaus  --  Das nie erreichte Ende der Welt Vier kleine Stücke über die Suche nach dem Sinn und Ziel der individuellen Existenz, gleichsam das Aufspüren der inneren Grenzen, visualisiert in den Bestreben, das Ende der Welt zu finden. Vier kleine Geschichten über Scheitern und Hoffnung großer und nicht ganz so großer Geister.

Im ersten Stück tritt Alexander III., auch bekannt unter "der Große", auf. Schon zu Lebzeiten als Gott verehrt, trifft er in Indien den Weisen Kalanos, der einer früheren Bekanntschaft Alexanders, Diogenes von Sinope, ähnelt - allerdings auf indische Art. Kalanos schließt sich dem Feldzug Alexanders an und begleitet ihn bis zu seinem (Kalanos) freiwilligen Tod in Susa.

Alexander verehrt diesen Weisen zwar sehr, doch gelingt es ihm nicht, davon zu profitieren. Zu sehr ist er der Eroberer, der Gott, für den nichts unmöglich scheint. Das Ende der Welt suchend, verliert sich Alexander in innerer Unruhe und Rastlosigkeit, die ihn schlussendlich nur sein eigenes, frühes Ende finden lässt.

Die drei weiteren Stücke, nicht mehr so umfangreich, behandeln ebenfalls ähnliche Sujets. König Midas, mit der Erfüllung seines größten Wunsches konfrontiert, alles was er berührt möge zu Gold werden, merkt schnell, das er damit zwar seinen Reichtum mehrt, sein Leben jedoch extrem verkürzt. Sein Ende schien erreichbar.

Hegesias, fehlgeleiteter Philosoph, propagierte den Vorteil des Nichtseins gegenüber dem Sein. Typisch für alle Zeiten, folgten ihm viele seiner Zeitgenossen, bis es seinem Chef, dem Ptolemaios zu viel wurde und er ihn des Landes verwies. Kurioserweise hatte Hegesias nur gute Vorschläge für andere, denn er selber freute sich eines langen Lebens. Dem von ihm favorisierten schnellen Tod folgten allenfalls seine Anhänger. Welch eine historische Ironie, denn immer sterben die Schüler - die Lehrer werden alt und fett.

Zum Schluß strengt Hiob einen Prozess gegen Gott an und verklagt ihn ob der Beschädigungen, die ihm von göttlicher Hand zugefügt wurden. Kann so ein Prozess fair sein? Zeugen, Anklage, Verteidigung, alle sind voreingenommen. Freunde werden zu Anklägern, die Verteidigung ratlos, die Anklage vergeblich, das Ergebnis frustrierend.

Vier Geschichten über Sinn und Unsinn, über Philosophie und Fatum, über die Welt und über ein Ich, welches selten dazu in der Lage ist, sein Unvermögen und seine Grenzen zu akzeptieren. In der Tat eine lebenslange, vergeblich Suche nach dem nie erreichbaren Ende der Welt.




Meine Bewertung:Bewertung