Buchkritik -- Jürgen Osterhammel -- Die Flughöhe der Adler

Umschlagfoto, Buchkritik, Jürgen Osterhammel, Die Flughöhe der Adler, InKulturA Hoch in den Lüften kreisen die Adler, den Blick nach unten gerichtet und aus dieser Perspektive den perfekten Überblick auf das unter ihnen Liegende. Da haben es die Menschen bedeutend schwerer, wollen sie ihre aktuelle Lage eruieren. Rasante Veränderungen im globalen Ausmaß treffen auf Wesen, denen Kontinuität und Beharrungsvermögen quasi genetisch vorprogrammiert wurde.

Kann es die Aufgabe des Historikers sein, diesen Veränderungen, denen nicht selten ein Moment des Chaos innezuwohnen scheint, für normale Menschen sinnvoll und nachvollziehbar zu gestalten? Für Jürgen Osterhammel, einem der aktuell renommiertesten Historiker, ist Geschichtsschreibung eine im Nachhinein konstruierte Definition größerer Kausalzusammenhänge und so lautet der Untertitel des Buches dann auch "Historische Essays zur globalen Gegenwart" und bietet Einsichten in aktuelle Befindlichkeiten.

Globalisierung als Schlagwort für schier überdimensionierte weltweite Veränderungen ist, so der Autor, mehr als unzutreffend. Es gibt nicht die eine, einmalige Globalisierung, sondern deren viele, die unter jeweils eigene Prämissen abliefen und ablaufen. Verlässt man die Flughöhe, die zwar einen weitreichenden Überblick gestattet und nähert sich wieder der Erde, dann ergibt sich automatisch ein weitaus differenzierteres Bild dessen, was oft so kritiklos Globalisierung genannt wird.

In seinen Essays, bislang unveröffentlichte Vorträge und Reden, bietet der Autor aus unterschiedlichen Blickwinkeln einen historischen Zugang zu dem, was gemeinhin plakativ und monothematisch derzeit unter dem Begriff globalisierte Welt verstanden – und missverstanden – wird.

Das Buch ist in vier Abschnitte aufgeteilt - Konzepte von Globalität, Orte und Räume, Historische Stichworte und Ausklänge – deren Beiträge dem Leser vor Augen führen, dass unsere Welt das Resultat aus dem Zusammenwirken unzähliger Ereignisse in der Vergangenheit ist, aber auch Gegenwärtiges bzw. das Nachdenken darüber die Geschehnisse der Vergangenheit erst verständlich macht.




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Veröffentlicht am 14. Juli 2017