Buchkritik -- Peter Stamm -- In fremden Gärten

Umschlagfoto  -- Peter Stamm --  In fremden Gärten Den Menschen der Moderne ist gefangen zwischen Sinnentleertheit und Vereinsamung. Nach dem Wegfall des Sakralen und dem selbstgewählten Verzicht religiöser Tröstung steht das nunmehr autonome, aber gleichzeitig auch vereinzelte Subjekt da und ist auf der verzweifelten Suche nach seinem Ziel und Zweck. Peter Stamm beschreibt in seinen Buch In fremden Gärten diesen Zustand. Seine Kurzgeschichten handeln von Personen, die sich selber fremd und doch nicht dazu in der Lage sind, sich in ihrem Leben zu verorten. Sie sind einsam und sie wissen es. Diese Tatsache macht es ihnen nur noch schwerer. Das Leben geht an ihnen vorbei und durch sie hindurch. Manchen, wie Henry in "Die brennende Wand" zerrinnt es unter den Händen. Peter Stamm stellt in diesem Band elf Kurzgeschichten vor, die den Leser auch mit sich selber konfrontieren. Sie sind unaufdringlich, besitzen aber eine bestechende Präsenz. Oft fragt man sich, ob wirklich von der Person in der Erzählung die Rede ist, oder ob es die Beschreibung eines eigenen Erlebnisses ist. Die Grenze zwischen dem Leser und den Figuren ist fließend.

Viele Erzählungen beschäftigen einen noch lange nach der Lektüre. Wird es mir im Alter so gehen wie Regina in "Der Besuch"? Werde ich einsam sterben wie der anonyme Pilger in "Der Aufenthalt"? Stamms Erzählungen sind unspektakulär. Gerade dies jedoch macht sie so treffend. Ich bin die handelnde Person und die handelnde Person ist mein Ich. Niemand kann sich vor der Einsamkeit retten. Glück ist selten und punktuell. Harry träumt von einer Familie und ist einige Stunden später tot. Niemand vermisst ihn und das Leben geht weiter, als ob es ihn niemals gegeben hätte.

Peter Stamm schreibt von Menschen ohne Hoffnung und deshalb sind seine Figuren realistisch. Seine Erzählungen berühren den Leser und zwingen ihn, zu seinem eigenen Leben Stellung zu beziehen. Wohl dem, der es besser machen kann als Harry, Regina und andere.




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