Buchkritik -- Matthias Pfeffer -- Menschliches Denken und Künstliche Intelligenz

Umschlagfoto, Buchkritik, Matthias Pfeffer, Menschliches Denken und Künstliche Intelligenz , InKulturA Künstliche Intelligenz, genauer ausgedrückt, (noch) von Menschen programmierte Algorithmen, wird von vielen Zeitgenossen als das Allheilmittel zur Lösung der globalen, sich stetig vergrößernden Probleme gesehen. Bereits jetzt hat das, was als KI bezeichnet wird, in, wie sie genannt werden, „intelligenten Maschinen“, viele Bereiche des sozialen, ökonomischen und politischen Lebens erobert.

Suchmaschinen, digitale, vermeintlich soziale Plattformen und Internetkonzerne nutzen längst immer ausgefeiltere Programmroutinen, um den Nutzern schon heute deren Wünsche von morgen zu suggerieren. Die globalisierte Ökonomie wäre ohne diese „intelligenten Maschinen“ undenkbar. Sogar die politische Meinungsbildung, die jedem Suchenden seine jeweilige Blase, seine eingeschränkte Sicht der Welt liefert und bestätigt, geschieht mithilfe digitaler Manipulation.

Doch, dieser Frage geht Matthias Pfeffer nach, was geschieht mit uns und unserer Vernunft, wenn wir die Kontrolle und die vermeintliche Lösung unserer Probleme Computern überlassen und uns vom rationalen, vom eigenen Denken verabschieden und den Tag herbeisehnen, an dem uns eine Superintelligenz endlich die Last der Verantwortung abnimmt und, wie ein Gott, unser Schicksal lenkt?

Kann es so etwas wie eine intelligente Maschine überhaupt geben oder wird nicht eher komplexer Rechenleistung, die immer noch von Menschen programmiert wird, etwas zugeschrieben, das besser im Bereich der Science Fiction Literatur angesiedelt bleibt, denn als ein real allwissendes Auge, das uns biologische, also unvollkommene Wesen in eine bessere, saubere und gerechterer Welt führen soll?

Intelligenz und die besitzt derzeit allein der Mensch, ist immer verbunden mit Empathie und der Fähigkeit, sich selbst zu erkennen. Wer, wie die Apologeten der vermeintlich neuen schönen KI-Welt es behaupten, glaubt, dass auch diese menschlichen Attribute ohne weiteres in Maschinensprache, in digitale Regeln des Verhältnisses zwischen Apparat und biologischen Wesen implementierbar seien, begibt sich auf einen gefährlichen Weg, der droht, in einer Sackgasse für letztere zu enden. Denn, spinnen wir diesen Gedanken einmal bis zum logischen Ende durch, warum sollte eine Superintelligenz die Verantwortlichen für die globalen Probleme, eben wir Menschen, nicht als die wahren Feinde des Planeten betrachten und mit der daraus folgenden fatalen Logik reagieren?

Matthias Pfeffer kritisiert zu Recht den derzeit zu konstatierenden Rückfall in irrationales, voraufklärerisches Verhalten, das die Vernunft als Verursacherin der mannigfaltigen Probleme der Menschheit bezeichnet und nur einer Superintelligenz deren Lösung zutraut.

Es scheint, als wären viele Menschen der Meinung, hilflos einer immer komplexer werdenden Welt gegenüberzustehen, in der einem Problem sofort das nächste folgt. Was liegt näher, als die Hoffnung, genauer ausgedrückt, die Sehnsucht nach Erlösung von den Übeln, die allein der menschlichen Vernunft zugeschrieben werden und den technischen und gesellschaftlichen Fortschritt als inzwischen unbeherrschbaren Appendix, der außer Kontrolle geraten ist, betrachtend, nur in einer, einem Gott ähnlichen Superintelligenz zu suchen?

Zweifeln wir an unserer Vernunft, verabschieden uns sogar von ihr und legen die Lösung der Probleme, immer in der Hoffnung auf ein Goldenes Zeitalter, in die Hände einer wie auch immer gearteten künstlichen Intelligenz, dann befänden wir uns in einem Zustand der Infantilität, der weder Pflichten noch Verantwortung kennt.

Für diejenigen, die davon Träumen, das ersehnte Paradies. Für die anderen die Hölle auf Erden.




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Veröffentlicht am 21. November 2021