Philosophie Magazin -- Der Koran

Umschlagfoto, Philosophie Magazin, Der Koran , InKulturA Als die aktuelle Sonderausgabe des philosophie magazin erschien, die sich mit dem Koran beschäftigt, waren die islamistischen Anschläge in Tunesien und Frankreich noch nicht verübt worden. Wie zu befürchten war, wurden nach den vielen lauen Solidaritätsbekundungen sofort die üblichen Stimmen laut, die, wie immer nach von Islamisten verübten Attentaten, nicht müde werden, darauf hinweisen zu müssen, dass die Verbrechen, die die Täter ja im Namen Allahs verüben, nichts, aber auch gar nichts mit dem "wahren" Islam zu tun haben.

Der Leser der Sonderausgabe Koran erhoffte sich dann u. a. auch Aufklärung darüber, ob und warum im Namen des Propheten immer wieder grausame Verbrechen begangen werden und ob diese Taten nicht doch koranimmanent sind.

Leider erfüllt diesen Wunsch die aktuelle Ausgabe nicht im Geringsten. Zwar kann der Leser über 30 Meinungen zum Koran zur Kenntnis nehmen, doch allen gemeinsam ist die Prävalenz des Ästhetischen, die Schönheit der arabischen Originalsprache und die poetische Strahlkraft des Korans.

Der aufmerksame Leser reibt sich des Öfteren verwundert die Augen, wenn z. B. Navid Kermani den Koran als poetisches Wunderwerk, das "begeistere, beglücke, erschüttere oder entsetze" bezeichnet. Mit keinem Wort gehen er und die anderen in dem Heft zu Wort kommenden auf die Tatsache ein, dass der Koran eben auch eine Handlungsanweisung für islamische Extremisten darstellt.

Vollkommen abstrus wird es allerdings, wenn sogar Feministinnen sich dazu berufen fühlen, ganz im Sinn der offiziellen politisch-korrekten Linie, den im Koran nachzulesenden Gewaltaufruf gegen Frauen - "schlagt sie" - einzig historisch, nämlich als Ausdruck einer längst vergangenen patriarchalen Gesellschaftstruktur zu deuten.

Natürlich, und das ist an sich auch vollkommen in Ordnung, kann eine knapp 100-seitige Sonderausgabe nicht alle Facetten einer Religion behandeln. Doch eine etwas ausgewogenere Mischung, in der auch Kritiker des Islam zu Wort kommen, wäre wünschenswert gewesen; z. B. eine Diskussion zwischen Angelika Neuwirth und Neçla Kelek.

Gleich zu Anfang im "Kleinen ABC des Islam" fehlt leider ein wesentlicher Begriff, der viel über das islamische Selbstverständnis aussagt: Taqīya, oder die, sagen wir es unverfänglich, Pflicht eines Muslims sich bedeckt zu halten, solange noch keine zahlenmäßige Überlegenheit vorhanden ist. Denn, auch das wird in keinem Beitrag erwähnt, die Übersetzung des arabischen Wortes Islam lautet nicht Frieden, sondern Unterwerfung. Das sagt immerhin einiges über das Selbstverständnis des Islam und seine aktuellen und mehrheitlich gewalttätigen "Bekehrungen".





Veröffentlicht am 5. Juli 2015