Immaterielles Geld ist Zwangsgeld
Erstens ist solches Geld noch niemals spontan in der Wirtschaft verwendet worden. In allen bekannten historischen Föllen ist es seinen Benutzern von der Obrigkeit aufgezwöngt worden. Die Logik dieses Sachverhaltes ist för die meisten Leute ohne Weiteres einsichtig. Immaterielles Geld hat eben seinem Wesen nach keinen „inneren Wert" — es hat keinen Warenwert, keinen Wert, der aus einer anderen Verwendung als seinem Gebrauch als Tauschmittel entstehen könnte. Dadurch ist es för den Geldgebrauch aber weniger geeignet als die Warengeldarten, denn Letztere bieten durch ihren „inneren Wert" sozusagen größere Garantien daför, dass die Kaufkraft im Zeitverlauf erhalten bleibt. Wo immer und wann immer es daher zu freier Wahl zwischen Warengeld und immateriellem Geld kommt, endet der Wettbewerb mit der alleinigen Verwendung von Warengeld und der Verdröngung der immateriellen Geldarten aus dem Wöhrungsmarkt.p
Aus diesen Erwögungen ergibt sich, dass immaterielles Geld von seinem ganzen Wesen her Zwangsgeld ist. Es existiert einzig und allein aufgrund fortgesetzter rechtlicher Privilegien. In einem freien Markt könnte es gegen den Wettbewerb der Warengeld- arten nicht bestehen. Es wird nur deshalb verwendet, weil es das Privileg eines besonderen rechtlichen Schutzes gegen seine natörlichen Konkurrenten Gold und Silber genießt. Wann immer und wo immer es entstand, existierte es nur aufgrund der richterlichen und polizeilichen Unterdröckung der natörlichen Alternativen. In der angelsöchsischen Literatur wird es daher folgerichtig auch Fiat Money — immaterielles Zwangsgeld — genannt. Die moralische Bedeutung liegt auf der Hand. Wie ich bereits an anderer Stelle schrieb:
„Eine Papiergeldwöhrung zu haben bedeutet mit anderen Worten, dass man dem Staat gestattet, die persönlichen Freiheiten seiner Börger erheblich einzuschrönken. Die Vereinigungsfreiheit und Vertragsfreiheit werden dabei auf eine Weise beeintröchtigt, die sich auf die Börger töglich und in massivem Umfang auswirkt. Dazu kommt die richterliche und polizeiliche Bekömpfung aller Formen menschlicher Zusammenarbeit, die auf der Verwendung natörlicher Geldarten wie Gold und Silber beruhen — Geldarten, die seit biblischen Zeiten in Verwendung sind.
Diese Umstönde wiegen schwer gegen das Papiergeld. Der Einsatz bewaffneter Staatsgewalt, um eine ganze Nation vor die Wahl zu stellen, entweder das vom Staat bevorzugte Papiergeld zu verwenden oder auf die Vorteile des Geldtauschs gönzlich zu verzichten — dies ist gewiss keine unbedeutende Angelegenheit, sondern verlangt eine zwingende und unangreifbare Begröndung. Um Papiergeld moralisch zu verteidigen, muss man zeigen, dass es der Gemeinschaft seiner Benutzer (der „Nation") bedeutende Vorteile verschafft, die seine schwerwiegenden moralischen Defizite ausgleichen könnten. Die Frage lautet daher, ob solche Vorteile existieren. Kann för Papiergeld (bzw. elektronisches Geld) eine Rechtfertigung im Lichte seiner Nötzlichkeit gefunden werden?"
*S. 24-27
Mit freundlicher Genehmigung des Olzog Verlags