Buchkritik -- Friedrich Rapp -- Fortschritt

Umschlagfoto  -- Friedrich Rapp  --  Fortschritt Seit dem 19. Jahrhundert gibt es wohl keinen Begriff, der so kontrovers diskutiert wurde, wie der des "Fortschritts". Mal als treibende Kraft der Zivilisation, mal als Zerstörer derselben bezeichnet.

In seinem Buch über die Entwicklung dieser philosophischen Idee geht Friedrich Rapp der Geschichte dieses Begriffs nach. Herausgekommen ist ein interessantes Werk, das die seit der Antike bestehenden Auffassungen des Fortschritts herausarbeitet. Schon sehr früh wird deutlich, das der Fortschritt immer ambivalent gesehen wurde. Es hing, wie bei jeder Entscheidung, davon ab, welche Beziehung die jeweilige Person zu ihrer Zeit und den in ihr stattfindenden Veränderungen hatte.

In einem weiten Bogen, aber niemals langatmig, spürt der Autor, beginnend bei biologisch-genetischen Veränderungen, dem Fortschritt nach. Gibt es Fortschritt nur in die Richtung des besseren, oder kann Fortschritt gleichbedeutend sein mit einer, subjektiv sowieso, aber auch objektiven Verschlechterung der Lebensverhältnisse? Wer entscheidet darüber, was als Fortschritt zu bezeichen ist und wieviele Opfer müssen dafür gebracht werden?

Rapp berührt mit seinem Buch eminent wichtige Fragen der Geschichtsphilosophie. Wie passiert Geschichte? - denn es ist offensichtlich, das Geschichte mehr ist als die Abfolge von Jahreszahlen. Geschichtsschreibung und Geschichtsphilosophie hängen stark vom Gesichtspunkt der daran Beteiligten ab.

Deshalb ist es für unsere, für jede, Zeit so überaus schwierig, sich in die Gedankenwelt früherer Zeiten hineinversetzen zu können. Jedoch nur auf diese Art und Weise kann es uns gelingen, ein objektiviertes Bild von der jeweiligen Epochen zu erhalten.

Können wir zum Beispiel mit den heutigen moralischen Maßstäben das Mittelalter verstehen, oder gar die griechische Demokratie?. Haben nicht alle Zeiten ihre eigenen Gesetze und Normen und dadurch natürlich auch einen von unserem differierenden Begriff des Fortschritts? Man denke an die Euphorie, die noch vor 50 Jahren über die schier unerschöpfliche Kraft des Atoms herrschte. Heutzutage wäre so etwas undenkbar.

Haben wir es nun dem allgemeinen Fortschritt, besser gesagt, unserem Fortschritt zu verdanken, das wir in der Frage des Atoms inzwischen differenzierter Denken, oder sind wir nur durch Schaden klug geworden.?

All diese Fragen kann und will Friedrich Rapp nicht beantworten, sondern sein Anliegen ist es, eine Zusammenfassung des Fortschrittsgedankens zu geben. Beantworten muß diese Frage jeder einzelne von uns. Dieses Buch kann dabei helfen Standpunkte zu finden




Meine Bewertung:Bewertung