Buchkritik -- Rüdiger Jacobs -- Richard Wagner - Konservativer Revolutionär und Anarch

Umschlagfoto, Rüdiger Jacobs, Richard Wagner, Konservativer Revolutionär und Anarch , InKulturA Richard Wagner polarisiert: Der Mensch, der Künstler und, so Rüdiger Jacobs, der "Konservative Revolutionär und Anarch" allemal. Richard Wagner sorgt immer noch für Lagerdenken. Nazikomponist für die Einen, schwülstiger Romantiker für die Anderen. Richard Wagner bedient vorgefasste Meinungen und Klischees. Doch Richard Wagner war auch ein politischer Denker, dessen Ideen jetzt von Rüdiger Jacobs in seiner groß angelegten Promotionsarbeit tiefgreifend dargelegt werden.

Wer sich ernsthaft mit den musikalischen Werken Richard Wagners beschäftigen will, der kommt an einer gewissenhaften Exegese dessen politischer Schriften nicht vorbei. Eben das hat der Autor mit seinem Buch "Richard Wagner - Konservativer Revolutionär und Anarch" geleistet.

Für den politischen Denker Wagner war der Staat eine gesellschaftliche Konstruktion, die, von oben aufgezwungen, das Individuum in seiner natürlichen Entwicklung hemmt. Er - Wagner - betrachtet das Verhältnis zwischen Mensch und Staat auf einer metapolitischen Ebene, die weniger zu einem neuen politischen Denken führt - das wäre wieder nur eine von oben diktierte Weltsicht - sondern sein Ziel war es, eine, wie Jacobs es ausdrückt, "unpolitische" Sichtweise zu eröffnen, die den Menschen die Kenntnis seiner Teilhabe an einer überindividuellen Idee vermittelt.

Das geschieht, und an dieser Stelle kommt Richard Wagner als Komponist ins Spiel, durch die Musik, genauer gesagt, durch deren ästhetische Idee. Sie vermittelt dem Menschen durch das daraus entstehende Gefühl das Wissen um sein natürliches, sein nicht korrumpiertes Wesen. "Musik als Erkenntnis", so Wagners Maxime.

Erst durch die Teilhabe am Kunstwerk erfährt der Mensch Befreiung aus seiner politischen Entfremdung. Nicht durch die historische Aufgabe des Proletariats (Marx) erlangt der Mensch das Bewusstsein seiner selbst, sondern durch das ästhetisch vermittelte Wissen des "Reinmenschlichen".

"Richard Wagner - Konservativer Revolutionär und Anarch" ist, geschuldet der Tatsache eine Promotionsschrift zu sein, sehr ausführlich angelegt und damit auch eine Herausforderung an den Leser. Wer sich jedoch auf die immense Arbeit von Rüdiger Jacobs einlässt, der wird mit einem fundierten Wissen, ein großer Anmerkungsapparat trägt dazu bei, über die philosophisch-politischen Grundlagen des musikalischen Werks Richard Wagners belohnt.




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Veröffentlicht am 17. September 2013