Umschlagfoto  -- Christoph Rueger  --  Franz Liszt Es gibt Bücher, von denen man schon beim Lesen der Einleitung gefesselt wird. In solchen, leider seltenen Fällen, legt der Autor bereits klipp und klar fest, wie er vorzugehen gedenkt und wodurch er sich von bisherigen Büchers gleichen Themas abgrenzt. Dieses Buch von Christoph Rueger über Franz Liszt ist so ein gelungenes Beispiel.

Er ist ein Biograph, der sich nicht von seinem Subjekt gefangennehmen läßt, sondern anhand der vorhandenen Fakten beschreibt er das Leben und Wirken des Komponisten mit spürbarer Symphatie, aber dennoch mit der gebotenen Distanz.

Franz Liszt, ein, wie alle großen Künstler, in sich wiedersprüchlicher Mensch, ein von der, von seiner, Musik besessener Mensch, wird in dieser Biographie, die auch den bezeichnenden Untertitel "Des Lebens Widerspruch" trägt, in dem Spannungsfeld zwischen seinem genialen Vortrag, seinem Schaffen als Komponist, welches oftmals seiner Zeit weit voraus war, und seinem Scheitern im Privatleben dargestellt.

Der Ton den Rueger dabei anschlägt ist (zum Glück) von "akademisch-unverständlich" weit entfernt. Im Gegenteil, er ist manchmal sogar ironisch, man lese Ruegers fulminante Umsetzung von Liszt`s Liebeserklärung an Marie d`Agoult in die tonale Sprache einer Symphonieinterpretation!!! Manchmal spürt der Leser auch das Mitleid des Autors mit der Person Liszt, wenn er scheitert.

Am Anfang seiner Karriere ein blendender Pianist, wußte er sich immer geschickt in Szene zu setzen. Es war für ihn nicht unüblich, während eines Konzertes zwei, oder mehrere Flügel "kaputt" zu spielen, sie hielten den Belastungen nicht stand und brachen zusammen. - Das Problem löste sich erst, als Flügel mit Eisenrahmen gebaut wurden. Derlei "Zugaben" erfreuten natürlich das Publikum und trugen nicht wenig zu seiner Popularität bei.

Er war, wenn man so will, einer der ersten Medienstars, der wußte, wie man ein Publikum "dressieren" kann. Wie Rueger es treffend formuliert war Liszt ein "Rädchen im Showbizz". Ingesamt liegt hier ein Buch vor, welches immer den richtigen Ton trifft und sich niemals dazu verleiten läßt in "Geniekult" zu verfallen. Es gibt, bei genauem Lesen, auch Hinweise darauf, wie vielleicht die eine oder andere Komposition von Franz Liszt anders, oder sogar neu zu interpretieren ist. Alles in allem ein gelungenes Buch.




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