Buchkritik -- Wolf Serno -- Der Puppenkönig

Umschlagfoto  --  Wolf Serno  --  Der Puppenkönig Der neue Roman Der Puppenkönig von Wolf Serno führt die Leser in die Mark Brandenburg des Jahres 1782. Der Bauchredner Julius Klingenthal lernt auf seinem Weg in das Städtchen Steinfurth die "Klagefrau" Alena kennen. Sie verlieben sich ineinander und beschließen, den Winter in Steinfurth zu verbringen, wie es der Puppenspieler jedes Jahr macht. Doch diesmal wird der gewohnte Ablauf durch einen Mord, dem bald weitere folgen, gestört. Um sich von dem Verdacht zu befreien, selber der Mörder zu sein, untersucht Klingenthal die Morde und versucht, den oder die Täter zu ermitteln.

Serno hat wieder einmal in gewohnt guter Manier einen Roman veröffentlicht. Seine Personen und Charaktere sind treffend angelegt und die Handlung spannend und abwechslungsreich geschrieben. Der Autor baut seine Geschichte um eine Krankheit herum auf, die zur Zeit der Handlung noch keinen Namen hatte. Heute wird sie multiple Schizophrenie genannt und die von ihr betroffenen Menschen haben eine psychische Störung, bei der eine Person mehrere vollständige Persönlichkeiten mit jeweils eigenen Verhaltensstilen, Vorlieben und Erinnerungen entwickelt, ohne dass einer dieser Ichzustände etwas von den anderen weiß.

Auf der Suche nach dem Täter kommen Julius Zweifel an sich selber, denn auch er ist ein von dieser Störung der Persönlichkeit betroffener Mensch. Seine Puppen sind so denn auch mehr für ihn als nur Objekte seiner Kunst des Bauchredens. Sie sind Ausdruck sowohl diverser Erlebnisse als auch verpaßter Möglichkeiten, welche der Puppenkönig bislang gehabt hat. Er und der Täter haben diese Persönlichkeitsstörung miteinander gemein und so ist es für Klingenthal nur allzu logisch, daß es im Bereich des Möglichen ist, selber der Täter zu sein.

Zwei Personen mit der gleichen psychischen Disposition, doch ihre Handlungen sind so voneinander verschieden, wie sie nur sein können. Auch Julius Klingenthal weiß um sein Problem, doch er setzt es kreativ ein. Durch diesen offensiven Umgang damit ist es ihm möglich, seine "Persönlichkeiten" nahezu vollständig unter Kontrolle zu haben. Im Gegensatz dazu der Täter. Er wird das Werkzeug einer rächenden Phantasie und ist ausschließlich destruktiv. Seine Ausweglosigkeit und die negative Zielrichtung seiner Handlungen wird vom Autor auf eine geradezu beklemmende Weise beschrieben. Gerade diese bislang im Werk von Wolf Serno nicht gehörte Tonlage, beweist die Vielschichtigkeit des Autors und zeigt, warum er einer der führenden deutschsprachigen Autoren von historischen Romanen ist.

Serno nimmt den Leser mit auf eine Detektivgeschichte, die durch Detailreichtum und kenntnisreicher Schilderung historischer Fakten und Allgemeinplätzen besticht. Das Verhalten und die Handlungsweise der Hauptpersonen kommen einem sehr bekannt vor, zieht sich doch durch alle Romane dieses Autors der Glaube an die Macht der Vernunft und das letztendlich Gute im Menschen.

Der Puppenkönig reiht sich nahtlos in die bisherigen Erfolge von Wolf Serno ein und wird dafür sorgen, daß sich seine schon jetzt Anzahl von Fans, die auf den jeweils neuen "Serno" warten, um ein Vielfaches vergrößern wird.




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