Buchkritik -- Michael Crichton -- Timeline

Umschlagfoto  --  Michael Crichton  --  Timeline Michael Crichton, der unbestreitbare Meister der intelligenten und spannenden Unterhaltung, hat wieder zugeschlagen. Der Roman "Timeline" beschäftigt sich mit der Theorie der Quantenteleportation

Einem amerikanischen Konzern ist es gelungen, Menschen durch Wurmlöcher in parallele Universen zu befördern. Der Besitzer des Konzern, Robert Doniger, natürlich ein skrupelloser Mensch, plant den Aufbau von authentischen, historisch-korrekten Freizeitparks. Zu diesem Zweck läßt er eine Gruppe von Archäologen eine mittelalterliche Stadt in Frankreich ausgraben. Mit Hilfe seiner neuen Technologie will der Konzern dann Milliarden mit Ausflügen in die Vergangenheit verdienen.

Edward Johnston, der Leiter der französischen Ausgrabung, gelangt mit Hilfe der Quantenteleportation in die Zeit Frankreichs des Hundertjährigen Krieges. Sein archäologisches Team wird ihm hinterher geschickt, um ihn wieder zurückzuholen. Von da an beginnt eine faszinierende und spannende Rückkehr in das Ursprungsuniversum.

Michael Crichton hat wie so oft ein aktuelles Thema gewählt. Die Quantenteleportation von Elementarteilchen ist Wissenschaftlern im Labor schon gelungen. Doch nicht so sehr der Umgang mit der Technik steht im Vordergrund des Geschehens, sondern die Frage, ob sich Geschichte tatsächlich so abgespielt hat, wie es unsere Geschichtsbücher beschreiben.

So mußte zum Beispiel die Mediävistik, die Wissenschaft von Mittelalter, einige Revisionen an ihrem Geschichtsbild vornehmen. Das Mittelalter war mitnichten ausschließlich die dunkle Zeit, für die es immer gehalten wurde.

Geschichte ist ein fortlaufender Prozeß und die Gegenwart ist lediglich ein Zustand, der auf allen gemachten Erfahrungen und Erfindungen der Vergangenheit beruht. So wird unsere heutige Gegenwart in 100 Jahren ebenfalls Vergangenheit sein, die nun ihrerseits wieder die zukünftige Gegenwart beeinflußt. (Möge es positiv sein).

Für mich steht bei diesem Buch unser eigenes Verhältnis zur Geschichte im Mittelpunkt. Wie oft gehen uns Bemerkungen wie z. B. "Wie im Mittelalter", oder "Das dunkle Zeitalter" über die Lippen. Geprägt von historischen Aussagen, die wir erst einmal als Nicht-Historiker nicht in Frage stellen können. Die aber dafür sorgen, das sich ein Geschichtsbild entwickelt, das mit der damaligen Realität nicht übereinstimmt.

Michael Crichton ist es wie immer gelungen, Fiktion und Tatsachen, in diesem Fall historische, miteinander zu vereinen. Gekonnt und routiniert erzählt er eine spannende Geschichte, die den Leser, der einmal mit der Lektüre begonnen hat, erst wieder losläßt, wenn er das Buch zu Ende gelesen hat.

Respekt Herr Crichton!




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