Buchkritik -- Titus Keller -- Aussortiert

Umschlagfoto  -- Titus Keller  --  Aussortiert Vier Mord innerhalb weniger Tage. Allen Toten war ein Zettel angeheftet, der den Grund für die Tat zeigen sollte. "Zu fett, zu geil, zu unsauber - aussortiert". Den Fall bekommen Kommissar Kai Nabel und seine Kollegin Lidia Rauch zugeteilt. Bald stellt sich heraus, daß der oder die Täter alles andere sind, als verwirrte Psychofreaks.

Titus Keller, ein "Pseudonym eines bekannten deutschen Schriftstellers", so die Verlagsaussage, hat einen launigen Kriminalroman aus dem Berliner Milieu geschrieben. Schnell wird den Ermittlern, deren Charaktere originell angelegt sind, klar, daß sie tief im Sumpf des Organisierten Verbrechens nachforschen müssen.

Eine der großen Stärken dieses Romans besteht in der realistischen Schilderung von Personen und Orten. Das Team um Kai Nabel ist alles andere als präpotent. Der Kommissar etwas desillusioniert, seine Kollegin auf der Abnehmerliste eines Dealers, sein Deutsch-Türkischer Kollege eifrig, aber nicht immer mit Durchblick gesegnet. Sie alle sind weit davon entfernt, die genreüblichen Helden zu sein.

Der Autor, wer immer es auch sein mag, scheint die Berliner Verhältnisse gut zu kennen. Die Verflechtung zwischen dem offiziellen, sprich Vorzeige-Berlin und dem unter der glänzenden Oberfläche existierenden Real-Berlin ist zwar ironisch augenzwinkernd, aber trotzdem treffend beschrieben. Gerade am Schauplatz Berlin darf natürlich ein Reporter der, wie der Autor sie nennt, "Schweinezeitung" nicht fehlen. Sein Wissen um die geheimen Konstellationen der Berliner Scheinwelt werden ihm jedoch zum Verhängnis. Auch ihn trifft der vorzeitige Tod.

Aussortiert ist ein kurzweiliger Großstadtroman. Der Roman hat alles, was dieses Genre braucht. Eine logisch aufgebaute Handlung, überraschende Wendungen, realistische Figuren und gute Kenntnisse des Milieus. Die Ironie des Kai Nabel, die manchmal in Zynismus umschlägt, wird von der Realität allemal eingeholt. So ist das Ende der Geschichte denn auch alles andere als politisch korrekt. Gerecht ist es allemal, deshalb aber lange noch nicht rechtens. Weil Nabel als Polizist jedoch weiß, das Gerechtigkeit oft eine Sache des Geldes und der subgesellschaftlichen Verbindungen ist, spielt er in diesem Fall die Rolle der Nemesis.

Nach der Lektüre dieses Romans ist es eigentlich nicht mehr wichtig zu wissen, wer sich hinter dem Pseudonym Titus Keller versteckt, sondern wann seine nächster Kriminalroman erscheint.




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