Buchkritik -- Clemens Traub -- Future for Fridays?

Umschlagfoto, Buchkritik, Clemens Traub, Future for Fridays?, InKulturA Jedes Mal, wenn ein Saulus zum, wie in diesem Fall, (fast) Paulus wird, ist bei mir Vorsicht angesagt. Wenn, wie in diesem Fall, derjenige Politik-Student ist und zudem in der Öffentlich-Rechtlichen-Verdummung beschäftigt ist, nämlich als studentischer Mitarbeiter in der HEUTE-Redaktion des ZDF, dann läuten bei mir alle Glocken und „Roter Alarm“ ist angesagt, denn man meint den Tenor der Aussagen förmlich vorausahnen zu können.

Doch, das ist man dem jungen Autor schuldig, lesen wir erst einmal was er zu sagen hat und urteilen anschließend. Und siehe da, das Vorurteil, die Annahme den üblichen Schmus über die „Fridays for Future“ Bewegung zu lesen, wird durch die sichere und stringente, vor allem aber sachliche Argumentation widerlegt, zeigt doch Clemens Traub die Mechanismen, die gruppendynamischen Vorgänge der FfF-Demonstrationen, die Figuren im Hintergrund und deren politisch-ideologische Ziele.

Es ist eine, so der Autor, Bewegung der jungen „Anywheres“, gutbürgerlich erzogen und sozialisiert, kosmopolitisch orientiert, materiell durch gut verdienende Eltern abgesichert und der weitere Lebensweg mithilfe bestehender Netzwerke der Erzeuger festgelegt. Wohlversorgt, gut behütet und gewohnt ihre Wünsche, besser gesagt Forderungen stets erfüllt zu bekommen und zudem durch die seit Jahren stattfindende Bildungskatastrophe unfähig zu sachlicher Argumentation mangels angeeigneten Wissens, propagieren sie lautstark eine sofort einzuleitende Veränderung politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen, um, so die Fff-Aktivisten, die Welt vor dem Klimakollaps zu retten.

Dabei betreiben die Meinungsmacher der Bewegung, für die die geforderten Einschränkungen natürlich nicht gelten, – denken wir an Langstrecken-Luisa, die Frontfrau der deutschen FfF-Bewegung und ihre Entourage – eine Spaltung der Gesellschaft. Arm gegen Reich, Alt gegen Jung, Veganer gegen Genießer, etc.

Clemens Traub kritisiert zu Recht die fehlende Bereitschaft zum gesellschaftlichen Diskurs, weil die FfF-Betreiber sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen und davon überzeugt sind, nur mit drastischen und diktatorischen Maßnahmen, zumindest in Deutschland, den vermeintlichen Untergang der Menschheit abwenden zu können. Ein Blick auf den Globus wäre bestimmt hilfreich, um den Irrsinn dieser Forderungen zu erkennen. Aber, wie gesagt, es sind hauptsächlich die Opfer der Bildungskatastrophe!

Nun könnte der aufmerksame Beobachter des politischen Zeitgeists über diesen jugendlichen Furor lächelnd hinwegsehen und ihn als temporäre Phase auf dem schweren Weg des Erwachsenwerdens betrachten, aber eine orientierungs- und hilflose Politik lässt sich, zusammen mit einer nicht weniger richtungslosen Wirtschaft, von den Forderungen einer Jugendlichen mit Handicap vor sich hertreiben und das polit-mediale Kartell gerät einmal mehr in religiöse Verzückung angesichts der schwedischen Klima-Ikone.

Die Konfrontation der „Guten“ mit den „Bösen“, mit denjenigen, die die Zeche des bereits angewandten Irrsinns – Energiewende, CO2-Steuer, Dieselfahrverbote, Kohleausstieg, u.a. – zahlen müssen, ist, so Clemens Traub, kontraproduktiv und verhärtet unnötig schon vorhandene Fronten. Gefordert sind, da ist ihm zuzustimmen, intelligente Lösungen, die für die Gesellschaft realistisch und finanzierbar sind. Doch dazu bedarf es Verstand, Mut und – Achtung Bildungskatastrophe! – Wissen. Letzteres ist, so mein Eindruck, bei den meisten FfF-Anhängern leider ein Desiderat.

Wohlgemerkt, der Autor bestreitet nicht, dass sich das Klima verändert. Das beweisen ja auch wissenschaftliche Untersuchungen, die mit ihren Ergebnissen keine politisch-ökonomische Agenda bedienen. Ihm geht es vielmehr darum, den monothematischen Konsens des Erlaubten zu durchbrechen und für Lösungen zu plädieren, die gesamtgesellschaftlich tragbar und realistisch sind.

Mit seiner unaufgeregt sachlichen Streitschrift dürfte sich Clemens Traub weder im universitären Biotop noch bei seinem Arbeitgeber Freunde gemacht haben. Mein „Roter Alarm“ wurde jedenfalls deaktiviert.




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Veröffentlicht am 9. März