Buchkritik -- Heike Trojnar -- Junge Füße auf steinigem Weg

Umschlagfoto, Buchkritik, Heike Trojnar, Junge Füße auf steinigem Weg, InKulturA Migration, Flucht, Vertreibung. Drei Begriffe, die für Leid, Schmerz, Verlust und Trauer stehen. Wohl niemand verlässt freiwillig seine Heimat, seine Lieben und steuert einer ungewissen Zukunft entgegen, immer in der Hoffnung, es dort am Ziel, wo immer es auch sein mag, besser zu haben.

Besonders hart trifft es die Schwächsten. Alte, Kranke und Kinder. Letzteren hat Heike Trojnar in ihrem biografischen Roman Gesichter und Namen gegeben. Drei Schicksale aus drei Jahrhunderten, die stellvertretend sind für all die Leidtragenden der wohl, man muss es so sagen, historischen Konstante, die nur unzulänglich mit dem modernen Terminus Migrationsbewegungen beschrieben wird.

Jakob aus der Schweiz, eines der, wie sie genannt wurden, Schwabenkinder, die sich fern der Heimat saisonal auf fremden Bauernhöfen verdingen mussten. Eva aus Westpreußen, die, nachdem das nationalsozialistische sog. 1000-jährige Reich nur zwölf gedauert hat, von dort vertrieben und in einem polnischen Lager interniert wurde. Naim und sein Bruder aus Syrien, die vor dem Bürgerkrieg und dem Terror des Islamischen Staates nach Deutschland fliehen.

Mögen auch die politischen und ökonomischen Fluchtgründe jeweils andere sein, zieht sich doch eine Konstante durch das Leben derer, denen die Autorin eine Stimme gibt. Die Entwurzelung, das Herausreißen aus dem gewohnten Lebensablauf und einer trügerischen Sicherheit, die von der Realität auf grausame Weise zerstört wird.

Das Individuum, hier in Gestalt von Kindern, als Spielball und letztendlich Opfer von politischen Entscheidungen, deren Urheber sich um die Konsequenzen keinen Deut scheren. Es sind, auch wenn die Autorin wohlweislich nicht die volle Härte kindlicher Zerstörung zeigt, drei bestürzende Geschichten, die dazu angetan sind, unsere Mauern aus Wohlstand, Saturiertheit und Selbstzufriedenheit fallen zu lassen und uns der ungeschönten Realität zu stellen. Die ist nämlich angesichts der sich abzeichnenden Migrationsbewegungen aus ökologischen und ökonomischen Beweggründen gerade für die Opfer alles andere als rosig.




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Veröffentlicht am 29. August 2022