Buchkritik -- Klaus Eichner / Ernst Langrock -- Der Drahtzieher

Umschlagfoto  -- Klaus Eichner / Ernst Langrock  --  Der Drahtzieher Der Zusammenbruch der UdSSR und der Zerfall der kommunistischen Systeme war vordergründig eine Triumph der USA und der kapitalistischen Weltordnung. Der Jahrzehnte lang geführte Kalte Krieg hatte viele Fronten. Sie spannten sich von Süd- und Mittelamerika über Afrika und Asien nach Europa. Im Kampf für und um den "American way of life" gab es namenlose Soldaten und illustre Politiker und Diplomaten. Klaus Eichner und Ernst Langrock zeigen in ihrem Buch Der Drahtzieher eine dieser eher zwielichtigen Figuren auf.

Vernon Walters, überzeugter oder vielmehr besessener Verfechter eines sendungsbewußten Amerikas, kämpfte an vielen der Fronten des Kalten Krieges an vorderster Stelle mit. Wo immer auf der Welt eine Regierung den Interessen der USA entgegen wirkte, war er zur Stelle, um zu disziplinieren oder zu stürzen. Griechenland, Korea, Chile und Portugal sind nur einige der Stationen Walters, welche die Autoren nachzeichnen.

Im Kampf gegen den Kommunismus, bzw. gegen jede von der kapitalistischen Ideologie der USA abweichende Politik war jedes Mittel recht. Im Lobgesang auf die eigene Demokratie wurden mehr oder weniger offen Diktaturen unterstützt, liberale Politiker gestürzt oder getötet und durch korrupte Marionetten ersetzt. Wohlbemerkt, immer unter der Fahne der Demokratie und der Menschenrechte.

So ist auch dieses Buch nicht nur eine Beschreibung eines "Kalten Kriegers", sondern auch und vielmehr eine Abrechnung mit einer US-amerikanischen Politik, deren Credo im wesentlichen darin bestand, den eigenen globalen Einfluß stets zu erhöhen und abweichende politische Ziele zu bekämpfen. Der Angriffskrieg gegen Afghanistan und den Irak sind die aktuellen Manifestationen dieser Politik.

Es gelingt den beiden Autoren sehr gut die Aktivitäten Vernon Walters in den jeweiligen Zusammenhang der US-amerikanischen Politik zu stellen. Eine zentrale Rolle nimmt in ihrem Buch der Zusammenbruch der DDR und UdSSR ein. Sie zeigen, wie sehr und mit welchen Mitteln die USA auf dieses Ziel, die Beseitigung des Kommunismus, hin gearbeitet hat. Direkte Einflußnahme in die Politik souveräner Staaten, Zusammenarbeit mit Diktatoren und die Verletzung von Menschenrechten sind nur einige, der von Eichner und Langrock geschilderten Methoden. Der selbsternannte Vorkämpfer für Demokratie und Menschenrechte war in der Wahl seiner Methoden nicht sehr wählerisch.

Abgerundet wird dieses zeitgeschichtlich interessante Buch durch eine Fülle von Dokumenten, anhand deren der Leser einen Eindruck dessen gewinnt, was die USA unter realer Politik verstehen. Wer dieses Buch gelesen hat, der wird nicht nur die Geschichte Europas mit anderen Augen betrachten.




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