Buchkritik -- Klaus Reichert -- Wolkendienst

Umschlagfoto, Wolkendienst, InKulturA Wolken, diese flüchtigen Gesellen des Himmels beschäftigen seit jeher die Phantasie des Menschen. Göttliche Botschaften, geheime Weissagungen oder doch nur ganz profan Ansammlungen von mutierten Wassertropfen? Wie auch immer, diese Gebilde am Himmel haben zu allen Zeiten die Menschen inspiriert.

Klaus Reichert begibt sich in seinem Buch "Wolkendienst" auf die Spuren der, so der Untertitel "Figuren des Flüchtigen" und lässt Kunst, Musik und Dichtung durch ihre jeweiligen Vertreter sprechen. Von Aristophanes hin zur modernen Malerei, kommen die zu Wort, die in den Wolken mehr als nur thermische Gebilde gesehen haben.

Der Autor ist gleichsam ein Führer durch das am Himmel präsentierte Schauspiel, in dessen Genuss die Menschen kommen könnten, würden sie denn ihre Köpfe nur ein wenig in die Höhe bewegen. Mit stupender Belesenheit erzählt Reichert in dem Buch, das der Leser an beliebiger Stelle aufschlagen kann und sich trotzdem sofort an der richtigen Stelle befindet, über den Einfluss, den diese Objekte auf die menschliche Vorstellungskraft ausgeübt haben.

In jeder Sekunde sich verändernd, niemals dieselbe Form annehmend, sind sie das Symbol des ewig wechselnden Spiel von Gestalt und Auflösung. Was in der Sprache der Meteorologie so nüchtern erscheint, das wird mit Reicherts Worten auf einmal ein Fest aus Farbe, Form und Klang. Daneben stehen die inspirierenden Werke, Gedanken und Beobachtungen von Malern, Musikern und Literaten.

"Wolkendienst" ist ein Werk jenseits des üblichen literarischen Mainstreams. Es erfordert vom Leser eine meditative Ruhe und die Bereitschaft, sich ganz dem Autor und dessen persönlichen Reflektionen hinzugeben, die, immer wieder rekurrierend auf den Himmel von Venedig, diesen "Figuren des Flüchtigen" eine ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet haben.




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Veröffentlicht am 12. Oktober 2016