Buchkritik -- Wolf Serno -- Die Hitzekammer

Umschlagfoto  -- Wolf Serno  --  Die Hitzekammer Wolf Serno legt mit "Die Hitzekammer" seinen nunmehr dritten historischen Roman vor. Nach seinen bisherigen, großen Erfolgen "Der Wanderchirurg" und "Der Chirurg von Campodios" hat er sich endgültig in die Riege der besten deutschen Historienromanciers geschrieben.

Man schreibt das Jahr 1547. In dem Harzstädtchen Kirchrode steht eine junge Frau unter der Anklage der Hexerei. Der Alchemist Ludolf Lapidius erhält den Auftrag, sich medizinisch um Freyja, die Angeklagte des Prozesses zu kümmern. Als er sie, die unter der Folter zusammengebrochen ist, untersucht stellt er fest, daß sie mit Syphillis infiziert ist. Es gelingt ihm bei den städtischen Behörden einen Aufschub von drei Wochen zu erreichen, um sie zu behandeln. Natürlich kommen ihm Zweifel an ihrer Schuld und er beginnt, diesen Fall zu untersuchen.

Nachdem zwei weibliche Leichen gefunden werden, richtet sich der Zorn der Stadtbewohner gegen die vermeintliche Hexe und den Alchemisten. Die Zeit wird knapp für den Magister Ludolf Lapidius, denn die gewährte Frist von drei Wochen verstreicht schnell. Mit, man bedenke die Zeit in welcher der Roman spielt, wissenschaftlicher Akribie untersucht Lapidius den Fall. Es wird ihm zwar schnell klar, daß Freyja zu Unrecht der Hexerei beschuldigt wird, doch zu Anfang gelingt es ihm nicht, das auch zu beweisen. Stück für Stück lüftet er jedoch das Rätsel und zum Schluß präsentiert er natürlich die wahren Täter.

Einmal mehr besticht dieser Roman aus der Feder von Wolf Serno durch seinen Detailreichtum und seine genauen Kenntnisse der damaligen Verhältnisse. Das Buch beschreibt die Ereignisse von 23 Tagen. Dieser kurze Zeitraum bedingt das erzählerische Tempo und dies wiederum kommt dem Roman zugute. Flott und spannend, detailliert und genau schreibt Serno über die Geschehnisse in Kirchrode. Die Wissenschaft ist zwar auf dem Vormarsch, doch in die kleine Stadt im Harz hat sie noch keinen Einzug gehalten. Aberglauben und Furcht bestimmen das tägliche Leben. Der Rationalist und Wissenschaftler Lapidius hat es schwer, ausgerechnet hier seine Ermittlungen anzustellen.

Der Leser begibt sich mit ihm auf die Suche nach der Lösung des Falles. Mehr als einmal erweisen sich vermeintlich brauchbare Spuren als Sackgassen und der Alchemist muß von vorne anfangen. Die Personen sind realistisch geschildert und sehr zum Vorteil des Romans fehlt die sonst bei Wolf Serno vorkommende ethisch-moralische Trennung seiner Charaktere. Hier haben die Hauptfiguren weder eine ausschließlich schwarze, noch weiße Seele, sondern sie kommt daher als bunt gefleckt. Genau das gibt dem Roman seine Realität und seine Spannung.

Dieses Buch ist bestens für lange Winterwochenenden geeignet.




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